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Thunderbolts: Heftige Gegenwehr

Der Band Thunderbolts – Heftige Gegenwehr, erschienen in der Marvel Must-Have-Reihe von Panini, wirft Leserinnen und Leser ohne Umwege mitten hinein in die dunkelste Ecke des Marvel-Universums. Die neue Inkarnation der Thunderbolts ist alles andere als ein klassisches Heldenteam – hier geht es nicht um Moral, sondern um Effizienz, Abschreckung und eine ganze Menge Gewalt. General Thaddeus "Thunderbolt" Ross, besser bekannt als der Red Hulk, stellt ein Team zusammen, das sich wie das Who's Who der gefährlichsten Antihelden liest: The Punisher, Deadpool, Elektra und Agent Venom. Gemeinsam ziehen sie los, um brutale Missionen zu erfüllen, für die normale Avengers viel zu zimperlich wären.

Bereits auf den ersten Seiten des Comics wird klar, dass Autor Daniel Way, bekannt für seine Arbeiten an Deadpool und Wolverine: Origins, genau weiß, wie man eine explosive Mischung aus Gewalt, Sarkasmus und moralischem Graubereich inszeniert. Die Handlung beginnt mit einem klassischen Aufhänger: In Südostasien hat sich ein skrupelloser Diktator mit gamma-basierten Waffen aufgerüstet und führt sein Land mit eiserner Faust. Die Thunderbolts sollen das Regime stürzen – mit allen Mitteln. Was folgt, ist ein höllischer Einsatz voller Blut, schwarzem Humor und innerer Spannungen, bei dem niemand sicher sein kann, ob seine Teamkollegen ihm nicht im nächsten Moment das Messer in den Rücken rammen.

Jeder der Beteiligten bringt seine ganz eigene Dynamik ins Team. Red Hulk ist der militärische Stratege mit eiserner Disziplin, der versucht, Chaos in eine Form zu pressen. Der Punisher bringt seine kompromisslose Zielstrebigkeit mit – für ihn ist jeder Feind ein zukünftiger Leichnam. Deadpool liefert den Wahnsinn, den Galgenhumor und den Irrsinn, der den Leser gleichzeitig schockiert und zum Lachen bringt. Elektra steht für tödliche Präzision und eine gewisse mystische Distanz, während Agent Venom, die kontrollierte Symbionten-Waffe, zwischen Professionalität und innerem Monster schwankt. Diese Zusammenstellung funktioniert überraschend gut und sorgt für eine ständige Grundspannung, da keine klassische Heldenlogik greift – jede Figur handelt nach ihrer eigenen Agenda.

Große Stärken des Bands sind nicht nur die außergewöhnliche Team-Dynamik, sondern auch die kompromisslose Erzählweise. Es gibt keine langwierigen Rechtfertigungen für das, was hier geschieht – Gewalt wird nicht beschönigt, sondern ist Mittel zum Zweck. Daniel Way gelingt es dabei, trotz der gnadenlosen Action immer wieder kleine, feine Momente einzubauen, die die Figuren charakterlich vertiefen. Besonders das Zusammenspiel von Deadpool und Punisher sorgt für faszinierende Kontraste, da hier zwei gänzlich verschiedene Ausprägungen von Wahnsinn und Trauma aufeinandertreffen.

Die visuelle Umsetzung stammt von niemand Geringerem als Steve Dillon, einer Legende der Comic-Szene, der mit seinem markanten Stil (Preacher, Punisher MAX) erneut beweist, dass er Gewalt, Ausdruck und Charakterstudien wie kaum ein anderer auf die Seiten bringt. Seine Zeichnungen sind klar, direkt, manchmal brutal statisch – genau passend für die kalte Entschlossenheit, die dieses Team ausstrahlt. Auch wenn sein Stil nicht jedermanns Geschmack ist, verleiht er der Serie eine eigenständige, fast retrohafte Note, die sich vom üblichen Marvel-Mainstream wohltuend abhebt.

Kritisch betrachtet bleibt die Handlung der ersten sechs Ausgaben, die in diesem Band gesammelt sind, inhaltlich eher geradlinig. Das Ziel ist klar, die Methoden direkt, Überraschungen gibt es eher in der Art der Eskalation als in der Story selbst. Wer hier komplexe politische Verstrickungen oder moralische Dilemmata erwartet, wird eher enttäuscht. Dafür steht die Serie zu deutlich für eine Art Superhelden-Black-Ops-Fantasy, in der man sich einfach zurücklehnen und den Wahnsinn genießen soll. Und genau darin liegt auch ihr Reiz.

Thunderbolts – Heftige Gegenwehr ist keine Geschichte über Helden. Es ist eine Erzählung über Menschen mit Fähigkeiten, die sich entschieden haben, mit Gewalt zu antworten, wenn Diplomatie versagt hat – oder nie eine Option war. Der Band ist dreckig, brutal, zynisch und überraschend unterhaltsam, vor allem für Leser:innen, die das Marvel-Universum auch mal ohne moralischen Zeigefinger erleben wollen. In der Marvel Must-Have-Reihe verdient dieser Band seinen Platz absolut, denn er zeigt einen faszinierenden, radikal anderen Blick auf das Konzept „Teamarbeit“ im Superheldenkontext.

Fazit: 

Thunderbolts – Heftige Gegenwehr ist ein gnadenloser Höllentrip durch das Schattenreich der Marvel-Welt. Mit einer Killertruppe, die mehr Gemeinsamkeiten mit einem Söldnerkommando als mit einer Superheldentruppe hat, liefert Daniel Way zusammen mit Steve Dillon eine kompromisslose, stilistisch eigenständige und herrlich brutale Actiongeschichte. Für Fans von düsteren Antihelden und kompromissloser Comic-Action ein absolutes Muss.