Nextgengamersnet
Games, Movies and more
 
 
 


Mit Gotham City: Das erste Jahr liefern der vielfach ausgezeichnete Autor Tom King (Batman, Rorschach) und der herausragende Zeichner Phil Hester (Green Arrow: Auferstehung, Ant-Man) einen düsteren, stilistisch brillanten Hardboiled-Krimi, der tief in die Frühgeschichte der berühmtesten Stadt des DC-Universums eintaucht. Dieser abgeschlossene Band, der die US-Hefte Gotham City: Year One #1–6 umfasst, erzählt nicht nur eine packende Detektivgeschichte, sondern zugleich die tragische Entstehungsgeschichte einer Stadt, die später zum Symbol des moralischen Verfalls werden soll – Gotham City.


Im Mittelpunkt steht Slam Bradley, ein abgebrühter Privatdetektiv alter Schule, der in einen scheinbar simplen Fall hineingezogen wird: die Entführung der kleinen Helen Wayne, Tochter der wohlhabenden Wayne-Familie. Doch schnell zeigt sich, dass hinter der Entführung mehr steckt als nur ein Verbrechen um Geld. Intrigen, familiäre Geheimnisse und politische Machtspiele durchziehen die Handlung wie ein Netz aus Lügen und Verrat. Je tiefer Bradley gräbt, desto dunkler wird das Bild – und desto näher kommt er der brutalen Wahrheit über die Ursprünge von Gotham selbst.


Tom King gelingt hier ein seltenes Kunststück: Er verbindet die klassische Erzählweise des Noir-Genres mit der komplexen Mythologie des Batman-Universums. Sein Gotham ist kein Ort des Heldenmuts, sondern ein Abgrund – ein Spiegelbild der amerikanischen Gesellschaft zwischen Rassismus, Gier und moralischem Verfall. Bradley ist dabei der perfekte Erzähler: zynisch, gebrochen, aber mit einem unbeirrbaren Sinn für Gerechtigkeit. Seine Stimme trägt die Geschichte mit der rauen Poesie eines Raymond Chandler-Romans, während King in jedem Dialog die Spannung zwischen Hoffnung und Hoffnungslosigkeit verdichtet.


Phil Hesters kantiger, reduzierter Zeichenstil und Eric Gapsturs Tuschearbeit verleihen dem Band eine visuelle Härte, die perfekt zum Ton des Scripts passt. Das Spiel mit Schatten, Silhouetten und minimalistischen Panels erzeugt eine Atmosphäre zwischen klassischem Noir und moderner Graphic Novel. Besonders eindrucksvoll ist, wie die Farbgebung – dominiert von trüben Gelbtönen, Grau und Blutrot – die Korruption und Verzweiflung Gothams visuell greifbar macht.


Neben der spannenden Krimihandlung ist Gotham City: Das erste Jahr auch eine Art Ursprungsgeschichte: King zeigt, wie eine wohlhabende, ehrgeizige Stadt allmählich in Dunkelheit und Gewalt versinkt – und damit das Fundament für die spätere Existenz Batmans legt. Die Wayne-Familie, sonst Symbol für Hoffnung und Fortschritt, erscheint hier als Teil des Systems, das Gotham überhaupt erst in den Abgrund stürzt.


Fazit:


Gotham City: Das erste Jahr ist mehr als ein Prequel – es ist ein erzählerisch und visuell herausragendes Stück Kriminalliteratur im Comicformat. Tom King beweist einmal mehr, dass er einer der besten Geschichtenerzähler des modernen Superheldengenres ist. Zusammen mit Phil Hester liefert er ein Werk ab, das sowohl Fans von Batman als auch Liebhaber klassischer Noir-Erzählungen fesseln wird.