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Mit Rogue: Savage Land – Im Wilden Land veröffentlicht Panini einen abgeschlossenen Fünfteiler, der eine klassische X-Men-Figur in ein Setting wirft, das man eher aus alten Marvel-Abenteuern der 60er- und 80er-Jahre kennt: das Wilde Land – ein tropisches, in der Antarktis verborgenes Urzeitreich voller Dinosaurier, Stammeskulturen und überlebensgroßer Bedrohungen. Doch statt eines Teams von Mutanten landet hier Rogue – und zwar ohne ihre Kräfte. Dieser Twist verleiht der Geschichte sofort Spannung: Was ist eine Heldin wert, wenn sie ihrer wichtigsten Fähigkeit beraubt wird?


Die Ausgangslage erinnert bewusst an ältere Marvel-Storys, in denen das Wilde Land als exotischer Abenteuerspielplatz diente – aber die Umsetzung wirkt modern, zugänglich und sympathisch. Rogue bleibt trotz aller Gefahr Rogue: schlagfertig, impulsiv, verletzlich, aber niemals wehrlos. Ihr Überlebenskampf in einer Welt voller Riesenechsen, Monster und Intrigen ist nicht nur actionreich, sondern auch charakterzentriert. Statt reiner „Dino-Action“ erzählt der Band eine Geschichte übers Vertrauen, über Abhängigkeit und über die Frage, wer man ist, wenn das, was einen definiert, plötzlich fehlt.


Besonders reizvoll ist die Figurenkonstellation: Magneto tritt hier nicht als Feind auf, sondern als ambivalenter Mentor und Verbündeter – eine Erinnerung an ihre komplizierte gemeinsame Vergangenheit aus den 80ern. Dazu kommt Ka-Zar, Marvels Dschungelkönig, der als Wildland-Veteran die Rolle des pragmatischen Überlebenskünstlers übernimmt. Diese Mischung aus Antiheld, Barbar und entmachteter Mutantin funktioniert überraschend gut – und sorgt gleichzeitig für einen nostalgischen Charme, der Fans der X-Men-Animationsserie oder der Jim-Lee-Ära abholt.


Autor Tim Seeley setzt auf pulpige Abenteuerelemente, starke Charakterstimmen und flotte Dialoge, während die Zeichnungen von Zulema Scotto Lavina und Von Randal visuell zwischen moderner Klarheit und klassischer Dynamik pendeln. Die Dinosaurier wirken bedrohlich, die Dschungelpanoramen lebendig, und Rogue bekommt eine glaubwürdige Mischung aus Verletzlichkeit und Kraft. Es ist kein „Blockbuster-Epos“, aber ein visuell ansprechender, rasanter Abenteuercomic.


Wer härtere X-Men-Drama-Storys wie Inferno oder Krakoa erwartet, wird hier nicht fündig. Savage Land ist weniger politischer Mutanten-Mythos und mehr Popcorn-Comic, der sich stark an klassischen Marvel-Serials orientiert – eine bewusste Rückkehr zum „Abenteuerheft mit Herz“, weit weg von Multiversen und Metaplots.


Fazit:


Rogue: Savage Land ist ein unterhaltsamer, atmosphärischer Abenteuercomic, der Rogue als Figur respektiert, ihr aber gleichzeitig neue Seiten abgewinnt. Fans des klassischen X-Men-Feelings – Jim Lee, 90er-Serien, pulpige Nebenwelten – werden hier genau bedient. Wer Rogue liebt und mal einen Comic möchte, der nicht von X-Men-Kontinuität erschlagen wird, sollte zugreifen.


Ein kurzweiliges, frisches Spin-off, das zeigt: Rogue braucht nicht immer Kräfte, um gefährlich – oder großartig – zu sein.