Mit Puppet Master 3 – Toulon’s Revenge lieferte Regisseur David DeCoteau 1991 nicht nur das Prequel zum bereits etablierten Kult-Franchise rund um mordende, magisch belebte Puppen, sondern auch einen der besten und stimmungsvollsten Einträge der gesamten Reihe. Der Film stellt einen Wendepunkt dar – weg vom rein okkulten Puppen-Horror der Vorgänger und hin zu einer überraschend ernsthaften Auseinandersetzung mit Schuld, Trauma und Widerstand im Kontext des Nationalsozialismus. Dank der neuen, aufwändigen 4K-Restauration von Wicked Vision Media erscheint dieser dritte Teil nun in nie dagewesener Bildqualität – unzensiert, vollständig und mit einer Fülle an Bonusmaterial, das Fans und Sammler gleichermaßen begeistern dürfte.
Der Film: Zwischen Rachemär und Puppenslasher
Die Handlung setzt 1941 in Berlin ein – ein mutiger Schritt, der sich von der eher zeitlosen Kulisse der Vorgänger stark unterscheidet. Im Zentrum steht erneut der charismatische Puppenspieler André Toulon, der diesmal vom britischen Charakterdarsteller Guy Rolfe mit einer Mischung aus Würde, Schmerz und Entschlossenheit verkörpert wird. Rolfe verleiht Toulon eine melancholische Tiefe, die ihn über die reine Horrorfigur hinaushebt und zur tragischen Hauptfigur macht. Toulon zeigt seine Puppen – die sich wie durch Zauberhand bewegen – in kleinen Theatern, wo sie mit satirischen Aufführungen gegen das Nazi-Regime sticheln. Die Gestapo, personifiziert durch den fanatisch brutalen Major Kraus, gespielt vom eiskalt aufspielenden Richard Lynch, wird auf Toulon aufmerksam. Nicht nur seine politische Haltung, sondern auch sein scheinbar übernatürliches Talent, Leben in tote Materie zu bringen, weckt das Interesse der Nazis, die zu dieser Zeit an einem eigenen, grausamen Reanimationsprojekt gescheitert sind.
Als Toulons Frau Elsa (gespielt mit viel Anmut und Wärme von Sarah Douglas) bei der Verhaftung ihres Mannes kaltblütig erschossen wird, kippt der Film endgültig von düsterer Fantasy in einen Rachethriller. Toulon gelingt mit Hilfe seiner Puppen – darunter der ikonische Blade, der tobende Tunneler und der starke Pinhead – die Flucht. In einer verlassenen Ruine, symbolisch für das moralische Trümmerfeld der Zeit, beginnt er seine blutige Vendetta gegen jene, die ihm alles genommen haben. Das Ergebnis ist eine Reihe skurriler, makaberer und teilweise überraschend emotionaler Tötungsszenen, in denen die Puppen nicht nur Werkzeuge des Schreckens, sondern fast menschliche Mitstreiter in Toulons Feldzug werden.
Atmosphäre & Stil
David DeCoteau inszeniert Puppet Master 3 mit spürbarer Ernsthaftigkeit. Trotz des immer noch vorhandenen, bizarr-komischen Kerns der Serie gelingt ihm eine glaubhafte Balance aus Horror und historischem Drama. Der Film profitiert enorm vom Setting des Dritten Reichs, das durch seine dokumentierte Grausamkeit und ideologische Absurdität fast wie ein natürlicher Gegner für Toulons lebendige Puppen wirkt. Die düsteren Kulissen, in schattige Sepiatöne getaucht, die grobkörnige, nostalgisch anmutende Kameraarbeit und der bewusst entschleunigte Erzählrhythmus erzeugen eine krude, beklemmende Stimmung. DeCoteau verzichtet weitgehend auf humoristische Übertreibungen und nutzt den Horror der Geschichte als Kontrastmittel, um Toulons innere Tragik umso stärker hervorzuheben.
Die neue 4K-Restauration & Mediabook von Wicked Vision Media
Wicked Vision Media hat mit der Neuauflage von Puppet Master 3 ganze Arbeit geleistet. Die 4K-Restauration bringt Details zum Vorschein, die in bisherigen Veröffentlichungen oft in Körnung oder Kompression untergingen. Der Kontrast ist knackig, die Farben wirken natürlicher, besonders in den dunklen Szenen, in denen die Puppen im Verborgenen zuschlagen. Die Schärfe ist für einen Low-Budget-Film aus den frühen 90ern beachtlich – Hauttexturen, Uniformdetails und Puppenelemente erscheinen klar und fein nuanciert. Auch der Ton wurde überarbeitet und liegt nun in sauberem DTS-HD Master Audio vor. Die Dialoge sind klar verständlich, der Score entfaltet in der 4K-Version endlich seine volle Wirkung und erzeugt eine noch dichtere Atmosphäre.
Das Mediabook selbst ist ein echtes Sammlerstück. Neben der 4K Ultra HD Disc und der regulären Blu-ray enthält es ein 24-seitiges, hochwertig gedrucktes Booklet mit einem aufschlussreichen Essay von Christoph N. Kellerbach. Dieser liefert spannende Einblicke in die Entstehungsgeschichte des Films, die filmhistorischen Bezüge und die stilistischen Eigenheiten der Puppet Master-Reihe.
Das Bonusmaterial ist üppig und liebevoll zusammengestellt. Besonders hervorzuheben sind der Audiokommentar und das Interview mit Regisseur John Lechago, die viele interessante Produktionsdetails und kreative Entscheidungen erläutern. Fans kommen mit Featurettes wie „Working with Blade“ oder „Zombie Making“ mit Tom Devlin voll auf ihre Kosten – letzterer gibt einen tiefen Einblick in das praktische Effekt-Design, das die Puppen erst so lebendig wirken lässt. Auch Behind-the-Scenes-Aufnahmen und eine vollständige Casting-Session sorgen für zusätzlichen Mehrwert. Trailer in verschiedenen Sprachfassungen runden das Paket ab.
Fazit: Ein Genre-Höhepunkt in neuer Pracht
Puppet Master 3 – Toulon’s Revenge ist mehr als nur ein Horrorfilm mit Mordpuppen. Es ist ein düsteres Märchen über Verlust, Rache und Widerstand, eingebettet in ein grausames historisches Kapitel, das den Film deutlich über die trashige Ausgangsprämisse hinaushebt. Guy Rolfe gibt Toulon ein tragisches Gesicht, Richard Lynch ist ein bedrohlicher Antagonist, und die Puppen – so grotesk sie wirken – werden hier zu Symbolen eines persönlichen Aufbegehrens gegen ein unmenschliches System.
Die Veröffentlichung von Wicked Vision Media bietet die bislang beste Möglichkeit, diesen Meilenstein des Horror-B-Films zu erleben. Die 4K-Restauration, das umfangreiche Bonusmaterial und das edle Mediabook machen diese Edition zur ultimativen Veröffentlichung – nicht nur für Fans der Reihe, sondern für alle, die sich für abseitigen Genrefilm mit Tiefgang begeistern können.