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Die Hölle wohnt im Altbau


New York in den 1970er-Jahren – eine Stadt zwischen Glamour und Verfall. Das Model Alison Parker (Cristina Raines) sucht nach einem Neuanfang. Nach einem Selbstmordversuch möchte sie Ruhe finden, Abstand gewinnen, zu sich selbst kommen. Als sie eine traumhafte Wohnung in einem herrschaftlichen Altbau in Brooklyn bezieht, scheint dieser Wunsch endlich in Erfüllung zu gehen.


Doch die Idylle trügt. Unheimliche Geräusche hallen durch die Wände, seltsame Gestalten gehen ein und aus – und über allem wacht ein blinder Priester, der Tag und Nacht regungslos am Fenster des obersten Stockwerks sitzt. Bald schon beginnt Alison zu zweifeln, ob sie ihren Verstand verliert – oder ob das Haus selbst ein Tor zur Hölle ist.


Ein Okkult-Schocker zwischen Rosemary’s Baby und Der Exorzist


Mit Hexensabbat schuf Regisseur Michael Winner (Death Wish, The Mechanic) einen der unheimlichsten und visuell eindrucksvollsten Okkultfilme der 1970er. Basierend auf Jeffrey Konvitz’ gleichnamigem Roman, verbindet der Film klassischen katholischen Horror mit der urbanen Kälte des New York jener Zeit.


Die Parallelen zu Rosemary’s Baby (1968) sind unverkennbar – eine junge Frau, die in einer Wohnung mit dunkler Geschichte gefangen ist, während ihre Umwelt ihr den Glauben an das Übernatürliche raubt. Doch Hexensabbat schlägt einen kälteren, brutalen Ton an: Wo Polanskis Film unterschwellig wirkt, konfrontiert Winner sein Publikum mit makabren Bildern, verstörender Symbolik und einer immer stärker anwachsenden Atmosphäre der Verzweiflung.


Ein Ensemble der Extraklasse


Die Besetzung liest sich wie ein Who’s Who des klassischen Hollywood und des Horrorfilms:


Cristina Raines überzeugt in einer der besten Rollen ihrer Karriere. Sie verkörpert Alison als verletzliche, zugleich entschlossene Frau, deren seelische Narben sich im Verlauf des Films in körperlichen Schrecken spiegeln.


An ihrer Seite spielt Chris Sarandon (Fright Night, Chucky – Die Mörderpuppe) den undurchsichtigen Partner Michael – charmant, aber nie ganz vertrauenswürdig.


Hinzu kommen Legenden wie Ava Gardner, Burgess Meredith, Eli Wallach, John Carradine, José Ferrer, Beverly D’Angelo und ein junger Christopher Walken in einer frühen Nebenrolle – ein Ensemble, das allein schon als cineastisches Zeitdokument beeindruckt.


Vor allem Burgess Meredith als exzentrischer Nachbar Mr. Chazen liefert eine Darbietung, die zwischen grotesk, komisch und dämonisch schwankt – ein Sinnbild für den schizophrenen Ton des Films.


Michael Winners Regie: Stil, Schock und Substanz


Michael Winner, oft als provokanter Exploitation-Regisseur abgetan, zeigt hier eine erstaunliche stilistische Kontrolle. Hexensabbat ist ein Film der Kontraste: Hell und Dunkel, Glaube und Wahn, Schönheit und Verfall.


Die Kamera von Richard C. Kratina fängt das New York der 70er in kalten, harten Bildern ein – eine Stadt ohne Zuflucht. Besonders die Szenen in der Wohnung sind meisterhaft inszeniert: lange, stille Einstellungen, gefolgt von plötzlichen Schocks, die den Zuschauer emotional zermürben.


Der Score von Gil Mellé untermalt das Geschehen mit unheilvollen elektronischen Klängen und kirchlichen Chorfragmenten – eine beunruhigende Mischung, die perfekt zur albtraumhaften Stimmung passt.


Im Kern ist Hexensabbat eine moderne Passionsgeschichte: Alison, geplagt von Schuld und Sünde, wird in ein übernatürliches Spiel aus Erlösung und Verdammnis gezogen. Das Haus fungiert als Metapher für das Fegefeuer – zwischen Himmel und Hölle, mit dem blinden Priester als Wächter des Tores.


Diese religiöse Dimension hebt den Film über viele zeitgenössische Horrorwerke hinaus. Hexensabbat ist weniger ein Dämonenfilm als ein psychologisches Höllengemälde, in dem Glaubenszweifel, Körperangst und urbane Einsamkeit ineinandergreifen.


Die neue Blu-ray von One Gate Media


Die neue Blu-ray-Veröffentlichung von One Gate Media bringt den Film in nie dagewesener Qualität ins Heimkino. Das HD-Master präsentiert sich gestochen scharf, mit kräftigem Kontrast und natürlich wirkendem Filmkorn. Die düsteren Farbpaletten – kalte Blautöne, fahles Gelb, tiefes Schwarz – kommen hervorragend zur Geltung, ohne Details zu verschlucken.


Auch der Ton überzeugt: Die englische Originalspur (mit optionalen deutschen Untertiteln) klingt klar, mit gut ausbalancierten Dialogen und einer starken Wiedergabe der Musik. Die deutsche Synchronfassung ist solide restauriert und behält ihren typischen 70er-Jahre-Charme.


Visuell ist diese Edition zweifellos die bisher beste Veröffentlichung des Films auf dem deutschen Markt – ein würdiges Upgrade für Sammler und Liebhaber des klassischen Okkultkinos.


Fazit


Hexensabbat ist ein faszinierender Hybrid aus Psychodrama und religiösem Horror – verstörend, stilbewusst und bis heute wirkungsvoll. Michael Winner gelingt ein kompromissloses Werk, das den Zuschauer in die Abgründe von Schuld und Glaube zieht.


Cristina Raines’ intensive Darstellung, die dichte Atmosphäre und das spektakuläre Ensemble machen den Film zu einem Höhepunkt des 70er-Jahre-Horrors – und die neue Blu-ray von One Gate Media sorgt dafür, dass dieser Klassiker endlich wieder in bestmöglicher Form erlebt werden kann.