Oblivion Remastered auf der PS5 – Mein Rückblick auf ein Rollenspiel-Meisterwerk
„Ein Remaster ist dann gelungen, wenn es nicht nur Technik aufpoliert, sondern auch Erinnerungen.“
Als 2006 The Elder Scrolls IV: Oblivion erschien, war ich sofort gefesselt. Dieses Spiel war kein bloßes RPG – es war eine Welt zum Verlieren, ein digitales Abenteuerbuch voller Magie, Gefahren und Freiheit. Nun, fast zwei Jahrzehnte später, hat Bethesda Oblivion Remastered für die PlayStation 5 veröffentlicht – und ich bin erneut eingetaucht. In diesem Beitrag teile ich meine ganz persönlichen Eindrücke, Erfahrungen und Gedanken zur neuen Version eines alten Klassikers.
Der erste Eindruck: Technische Frische trifft vertrautes Herzblut
Das Remaster begrüßt einen nicht mit grellem Schnickschnack, sondern mit Respekt vor dem Original. Die Welt Cyrodiils sieht auf der PS5 schlicht fantastisch aus. Dank überarbeiteter Texturen, schöner Lichtstimmung und flüssiger Bildrate (4K bei 60 FPS) wirkt alles lebendiger, dichter und trotzdem vertraut. Es ist, als hätte man ein altes Gemälde restauriert: Neue Farben, bessere Kontraste – aber das Motiv bleibt dasselbe.
Die Ladezeiten gehören dank SSD der Vergangenheit an. Selbst das Betreten von Häusern oder Dungeons geschieht ohne spürbare Unterbrechung. Das verbessert den Spielfluss enorm – man bleibt im Moment, in der Geschichte, in der Welt.
Gameplay zwischen Nostalgie und Komfort
Oblivion war schon immer ein Hybrid aus epischer Hauptquest und freiem Erkunden. Auch in der Remastered-Fassung bleibt das Grundgefühl erhalten: Man tut, was man will, wann man will – und wie man es will. Ob man ein tapferer Ritter, ein listiger Dieb oder ein verrückter Alchemist sein möchte, liegt ganz bei einem selbst.
Doch hier glänzt das Remaster durch clevere Verbesserungen:
Modernisierte Menüs: Endlich sind Inventar und Zauberverwaltung übersichtlich.
Verbesserte Steuerung: Der DualSense-Controller nutzt haptisches Feedback dezent, aber effektiv.Balancing-Tweaks: Gegner skalieren weniger aggressiv, was Kämpfe fairer und spannender macht.
Schnellreise & Speicherplätze: Komfortfunktionen erleichtern das Leben ohne das Erlebnis zu verwässern.Trotzdem spürt man: Das Spiel stammt aus einer anderen Zeit. Das Kampfsystem ist einfach, fast schon rustikal. Manche Quests sind heute vorhersehbar. Aber genau das macht Oblivion auch einzigartig – es ist charmant unperfekt.
Cyrodiil lebt – wieder einmal
Ich war überrascht, wie stark mich die Rückkehr nach Cyrodiil emotional berührt hat. Diese Welt hat nichts von ihrer Faszination verloren. Ob im verschneiten Bruma, im geschäftigen Chorrol oder in den finsteren Sümpfen nahe Leyawiin – überall spürt man Atmosphäre und Geschichte.
Die Gildenquests (vor allem die Dunkle Bruderschaft) sind nach wie vor Meilensteine in Sachen Storytelling. Die Nebenquests? Oft kreativ, manchmal skurril, immer unterhaltsam. Und wer Shivering Isles, die enthaltene Erweiterung, betritt, wird erneut Zeuge eines wahrhaft bizarren Meisterwerks.
Musik, Sound und Sprachausgabe: Die Seele von Oblivion
Die Musik von Jeremy Soule ist nach wie vor magisch. Jeder Track fühlt sich an wie eine Erinnerung, jeder Ton wie ein vertrauter Freund. Auch die überarbeitete Soundkulisse überzeugt – Vogelgezwitscher, das Knistern von Lagerfeuern, das metallische Echo in Dungeons: All das wirkt jetzt noch plastischer.
Einziger Wermutstropfen: Die Remastered-Version kommt ohne deutsche Sprachausgabe. Für viele Veteranen ein schmerzlicher Verlust – immerhin war die Originalvertonung Teil des Spielerlebnisses. Ich habe mich mit englischer Sprachausgabe und deutschen Untertiteln arrangiert, aber es bleibt das Gefühl: Da fehlt etwas.
Fazit: Ein würdiges Remaster für Veteranen und Neulinge
Oblivion Remastered ist kein bloßes Grafik-Upgrade. Es ist ein Liebesbrief an eines der prägendsten Rollenspiele aller Zeiten. Für Veteranen ist es eine emotionale Rückkehr, ein Wiedersehen mit Orten, die sich wie Zuhause anfühlen. Für Neulinge ist es eine Gelegenheit, ein Stück Gaming-Geschichte auf moderne Weise zu erleben.
Natürlich bleibt das Spiel ein Produkt seiner Zeit. Wer Hochglanz-Kampfsysteme und Open-World-Missionsvielfalt à la The Witcher 3 erwartet, wird hier nicht fündig. Aber wer Geschichten liebt, Freiheit schätzt und in Fantasiewelten abtauchen will, bekommt mit Oblivion Remastered ein Paket, das immer noch leuchtet – vielleicht heller denn je.
Mein Tipp: Spielt es langsam. Lasst euch Zeit. Macht Umwege. Verirrt euch. Denn Oblivion war nie ein Spiel zum Durchrennen – es war, ist und bleibt ein Ort zum Bleiben.