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Sunderfolk

„Sunderfolk“ entführt euch in eine liebevoll gestaltete Fantasywelt, in der bis zu vier Spieler im Team – online oder lokal – die malerische Tierstadt Arden vor einer geheimnisvollen Verderbnis retten. Anstelle klassischer Controller kommen Smartphones oder Tablets als individuelle Spiel-Interfaces zum Einsatz: Über eine leicht zu erlernende App steuert jeder Held seine Aktionen, während das Geschehen auf dem Fernsehbildschirm in lebendigen 3D-Szenen dargestellt wird. Diese Brücke zwischen Videospiel und Tabletop-Rollenspiel funktioniert erstaunlich reibungslos und sorgt für ein ungewohnt intensives Gemeinschaftsgefühl, ganz ohne mühsames Regelstudium oder aufwändige Spielmaterialien.

Die Wahl aus sechs einzigartigen Helden – vom schlagkräftigen Berserker über den taktischen Arkanisten bis zum hinterlistigen Schurken – schafft von Beginn an vielfältige Kombinationsmöglichkeiten. Jeder Charakter kommt mit einem eigenen Karten-Deck voller Fähigkeiten, Ausrüstungen und Spezialitems, das sich im Verlauf der rund zehn bis zwölf Stunden Spielzeit nach Belieben anpassen lässt. Das Kampfsystem kombiniert gewohnt rundenbasierte Deckmechaniken mit einem starken Fokus auf Positionierung: Wo auf dem Spielfeld man seine Figur platziert und in welcher Reihenfolge man seine Aktionskarten ausspielt, entscheidet oft über Sieg oder Niederlage. Schicksalskarten, die in jeder Runde für unvorhergesehene Wendungen sorgen, fügen eine Prise Zufall hinzu und simulieren das Würfeln am Spieltisch auf elegante Weise.

Visuell beeindruckt „Sunderfolk“ durch seine detailreiche, handgezeichnete Cel-Shading-Optik: Die Sunderlands strotzen nur so vor liebevollen Details, bunt gestalteten Orten und fantasievollen Kreaturen. Arden dient als lebendiges Basislager, das mit Fortgang der Handlung um neue Händler, Werkstätten und Dekorationen wächst – hier lässt sich fleißig Ausrüstung shoppen und das Dorf-Community-Level steigern, um an bessere Belohnungen zu gelangen. Begleitende Zwischensequenzen und charmant vertonte Dialoge verleihen den NPCs Tiefe, auch wenn die Geschichte um die mysteriöse Verderbnis am Ende ein wenig vorhersehbar bleibt.

Technisch läuft die PS5-Fassung sehr stabil: Kurze Ladezeiten, flüssige Bildrate und nahtlose Übergänge zwischen Erkundungskarte und rundenbasierten Gefechtsfeldern sorgen für einen hohen Spielfluss. Die Smartphone-App ist zuverlässig, lediglich in Haushalten mit schwachem WLAN kann es manchmal zu leichten Verzögerungen kommen. Das Balancing der Schwierigkeitsgrade ist insgesamt gelungen: Einsteiger freuen sich über eine sanfte Lernkurve, während erfahrene Taktiker im höheren Modus („Herzogtum der Verderbnis“) auf harte Proben gestellt werden.

Besonders hervorzuheben ist das Zusammenspiel im Koop: Gemeinsame Planung, spontane Absprachen und das Ausspielen kombinierter Spezialfähigkeiten schaffen echte Team-Momente und machen jede neue Partie zu einem kleinen Abenteuer. Auch Tabletop-Neulinge werden dank klarer Tutorials und intuitiver Benutzerführung schnell ins System eingeführt, ohne dass Profis auf tiefgehende Strategie verzichten müssen.

Ein paar Punkte gibt es dennoch anzumerken: Wer lieber allein spielt, wird mit „Sunderfolk“ nur bedingt glücklich, da das Design stark auf Gruppeninteraktion abzielt. Außerdem hätte die Story etwas mehr Tiefe und Wendungen vertragen können, um den narrativen Antrieb länger frisch zu halten. Nicht zuletzt ist der empfohlene Verkaufspreis von 49,99 Euro im Vergleich zu vergleichbaren Indie-Titeln ambitioniert, rechtfertigt sich aber durch den Umfang und den Mehrspielerspaß.
Insgesamt bietet „Sunderfolk“ für die PS5 ein rundum gelungenes taktisches Koop-Erlebnis, das Tabletop-Charme und Videospiel-Dynamik harmonisch vereint. Freunde gemeinschaftlicher Abenteuer und taktischer Tiefe finden hier eine moderne, zugängliche Alternative zum klassischen Spieleabend, die mit Spaß, Herzlichkeit und liebevoller Präsentation punktet.