Mit Thor – Für Asgard bringt Panini im Rahmen seiner Marvel Must-Have-Reihe ein düsteres, episches Kapitel aus dem Leben des Donnergottes zurück ins Rampenlicht – ein abgeschlossener Band, der sich wohltuend von klassischen Superhelden-Geschichten abhebt und tief in die nordische Mythologie eintaucht. Autor Robert Rodi und Starzeichner Simone Bianchi erschaffen gemeinsam ein melancholisches, fast tragisches Thor-Porträt, das die Figur nicht als unbesiegbaren Helden, sondern als zweifelnden, überforderten König in einer Welt am Abgrund zeigt.
Die Geschichte setzt zu einer Zeit ein, in der Asgard ohne Odin, Balder und klare Führung dasteht. Ein unaufhörlicher Winter hält das Götterreich im eisigen Griff, Rebellionen brodeln, und die einstige Ordnung scheint zu zerfallen. Thor, nun Regent in einer Welt des Chaos, trägt die Bürde der Verantwortung schwer auf seinen Schultern – so schwer, dass selbst Mjölnir, sein mächtiger Hammer, ihm zu entgleiten droht. Die Spannung ist allgegenwärtig: Misstrauen unter den Asen, drohende Kriege an den Grenzen, finstere Prophezeiungen und ein geheimnisvoller Feind, der Thor immer einen Schritt voraus zu sein scheint.
Robert Rodi gelingt es, Thor in eine tragische Heldenrolle zu versetzen, in der Macht, Pflichtgefühl und Zweifel unaufhörlich miteinander ringen. Diese Version Thors ist introspektiv, verwundet, menschlich – und dadurch besonders faszinierend. Anders als in klassischen Marvel-Storylines steht hier nicht das große Action-Spektakel im Vordergrund, sondern ein dichter, stimmungsvoller Plot mit mythologischem Tiefgang, politischen Intrigen und einer düsteren Atmosphäre.
Unübersehbares Highlight des Bandes sind jedoch die kunstvollen Illustrationen von Simone Bianchi. Jede Seite wirkt wie ein Gemälde, jedes Panel trägt die Wucht einer Opernszene. Bianchis Stil ist detailreich, farblich expressiv und visuell überwältigend – ideal, um die kühle Majestät Asgards, die Erhabenheit der Götter und die innere Zerrissenheit Thors darzustellen. Seine Panels sind oft unkonventionell angeordnet, was dem Comic eine dynamische, fast traumartige Erzählweise verleiht. Diese künstlerische Präsentation verlangt zwar Aufmerksamkeit vom Leser, belohnt aber mit einer einzigartigen, fast filmischen Leseerfahrung.
Die Marvel Must-Have-Edition bietet die komplette sechsteilige Thor: For Asgard-Miniserie aus dem Jahr 2010 in einem hochwertigen Hardcover-Format, das dem epischen Anspruch des Inhalts gerecht wird. Der Band eignet sich sowohl für Fans, die Thor von seiner introspektiveren Seite kennenlernen wollen, als auch für Leserinnen und Leser, die eine abgeschlossene, stimmungsvoll inszenierte Fantasy-Erzählung abseits des Marvel-Mainstreams suchen.
Fazit:
Thor – Für Asgard ist ein künstlerisch außergewöhnlicher, erzählerisch dichter Comicband, der den Donnergott in einer Phase existenzieller Krise zeigt – fernab von heldenhaftem Glanz, dafür umso eindringlicher. Ein bildgewaltiges Epos über Macht, Verantwortung und die Grenzen göttlicher Stärke. Für Fans nordischer Mythologie, düsterer Fantasy und großartiger Comic-Kunst ein absolut empfehlenswerter Titel.
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