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Spider-Man Reigns - Das Regime

Mit Spider-Man: Reign – Das Regime legt Panini eine der düstersten und zugleich ambitioniertesten Alternativ-Zukunftsvisionen des Spidey-Universums neu auf – ein in sich geschlossener Band, der den freundlichen Netzschwinger aus der Nachbarschaft in einem völlig neuen Licht zeigt: gealtert, gebrochen und von einer Welt umgeben, die von seiner einstigen Hoffnung und Menschlichkeit kaum noch etwas übriggelassen hat.

Autor und Zeichner Kaare Andrews entwirft in diesem Band ein dystopisches New York der nahen Zukunft, in dem keine Superschurken mehr durch die Straßen toben, weil eine autoritäre Ordnung, genannt "Reign", mit eiserner Hand und gnadenlosen Ordnungshütern jede Abweichung vom System unterdrückt. Sicherheit gibt es nur gegen die Aufgabe von Freiheit – ein Motiv, das in Zeiten zunehmender Überwachung und gesellschaftlicher Spaltung erschreckend aktuell wirkt.

Inmitten dieses düsteren Szenarios lebt Peter Parker, alt, einsam und traumatisiert. Seit dem Tod von Mary Jane hat er das Netz und die Maske abgelegt. Die Schuld über ihren Verlust lastet schwer auf ihm – eine Schuld, die nicht nur emotional, sondern auf beklemmende Weise auch physisch begründet ist (eine besonders tragische Enthüllung im Verlauf der Geschichte sorgt für einen der wohl verstörendsten und gleichzeitig bewegendsten Momente der Spidey-Historie). Peter lebt in der Vergangenheit, gequält von Erinnerungen, gebrochen durch die Welt, die er einst retten wollte – aber nicht konnte.

Ausgerechnet J. Jonah Jameson – der einstige Verleger des Daily Bugle und Peters alter Erzfeind – wird zur Schlüsselfigur, die versucht, Spider-Man aus seinem Exil zu holen. Was folgt, ist ein letzter, verzweifelter Kampf für Wahrheit, für Gerechtigkeit, für Menschlichkeit – und für eine Stadt, die ihren Helden längst vergessen hat. Kaare Andrews zitiert dabei ganz bewusst aus Frank Millers The Dark Knight Returns, überträgt aber die Motive in eine gänzlich eigene Ästhetik und emotionale Tonlage.

Die Zeichnungen sind kantig, roh, manchmal fast grob – visuell so kompromisslos wie die Geschichte selbst. Andrews setzt Farben und Linien expressiv ein: gedämpfte, graue Töne bestimmen das New York der Zukunft, während Rückblenden und emotionale Höhepunkte in leuchtenden Farben fast übernatürlich hervortreten. Dieser Wechsel zwischen kalter Gegenwart und schmerzhafter Erinnerung verleiht dem Band enorme emotionale Tiefe. Stilistisch bewegt sich Reign zwischen Comic-Noir, Endzeit-Drama und psychologischem Kammerspiel.

Inhaltlich ist Spider-Man: Reign keine leichte Kost. Es ist ein Comic über Verlust, über Verantwortung, über das Altwerden – aber auch über Mut, Hoffnung und den unbeugsamen Willen, selbst dann für das Richtige zu kämpfen, wenn alles verloren scheint. Für Leserinnen und Leser, die Spider-Man nur als flapsigen Teenager kennen, mag dieser Band zunächst befremdlich wirken – doch genau darin liegt seine Stärke: Er bricht mit Erwartungen und geht ans Eingemachte.

Fazit:

Spider-Man: Reign – Das Regime ist eine eindringliche, düstere Vision von Peter Parkers Zukunft – eine Hommage an The Dark Knight Returns, aber mit eigenem Herz und Tonfall. Kaare Andrews erzählt ein beklemmendes, tiefgründiges Drama über Schuld, Mut und Erlösung – künstlerisch wie inhaltlich kompromisslos. Ein absolutes Muss für Fans, die bereit sind, Spider-Man von seiner verletzlichsten, menschlichsten Seite kennenzulernen. Kein klassischer Superheldencomic, sondern eine tragische Heldengeschichte, die lange nachhallt.