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Marvel Ultimates: Die Rettung der Welt

„Marvel Ultimates: Die Rettung der Welt“ führt uns in ein düsteres, von Intrigen beherrschtes Ultimatives Universum, in dem ein geheimer Rat aus dem Schatten heraus die Fäden zieht und selbst die größten Legenden der Superheldenwelt nur Schachfiguren in einem viel größeren Spiel zu sein scheinen. Zu Beginn des Bandes entfaltet sich ein Panorama politischer Krisen und mysteriöser Sabotageakte, in dem Jonathan Hickman die erschütternde Erkenntnis offenlegt, dass viele Ikonen wie Captain America oder Iron Man nie zu ihren wahren Bestimmungen gelangten. Stattdessen haben sie in einer Welt, die ständig von Misstrauen und verdeckten Machenschaften zerrissen wird, längst ihren Glanz verloren.

Vor diesem Hintergrund formiert sich ein ungewöhnliches Team aus Tony Stark, Dr. Doom, Reed Richards und Steve Rogers. Ihre ersten Zusammenkünfte gleichen einem intellektuellen Machtpoker: Stark, der genial-selbstzweifelnde Technikmilliardär, ringt mit seinen Erfindungen und Schuldgefühlen, während Doom, der listige Herrscher von Latveria, seine eigenen Machtansprüche verbirgt. Reed Richards sorgt als Wissenschaftsvisionär für ethische Debatten, und Steve Rogers verkörpert als moralisches Gewissen den Zusammenhalt, ohne je in plakative Schwarz-Weiß-Malerei zu verfallen. Diese Konstellation öffnet immer wieder überraschende Konfliktlinien und macht deutlich, dass ein Bündnis vor allem aus der Not heraus entsteht – nicht aus Freundschaft.

Um die Schlinge des geheimen Rates zu sprengen, werden schließlich Thor, Hank Pym, Janet Van Dyne und Hawkeye rekrutiert. Ihre ganz unterschiedlichen Stile und Motivationen verleihen der Erzählung einen fast schon epischen Ensemble-Charakter, in dem mythologische Kraft (Thor), wissenschaftliche Raffinesse (Pym), unerschütterlicher Glaube an das Gute (Van Dyne) und unprätentiöse Präzision (Hawkeye) aufeinandertreffen. Gerade in den ruhigen Zwischensequenzen fängt Phil Noto die Emotionalität dieser Figuren mit cineastischer Finesse ein, bevor Juan Frigeri und Stefano Caselli sie in explosionsartigen Actionszenen in den Sturm gegen den unaufhaltsamen Hulk schicken.

Der finale Showdown ist dabei weitaus mehr als ein rein physischer Kampf: Der Hulk ist sowohl ultimative Bedrohung als auch Symbolfigur für die unterdrückten Wahrheiten dieses Universums. Hinter jeder Scherbe seiner Wut lauert das Geheimnis des Rates, und jede Aktion des Teams wirft neue Fragen auf. Die Dialoge sind pointiert, oft mit einem Anflug von sarkastischem Witz, doch nie auf Kosten der Dramatik. Deniz Camps Regie führt mit hohem Tempo durch die Wendungen, sodass der Leser unablässig zwischen Hoffen und Bangen pendelt.

Visuell überzeugt der Band durch einen bewussten Einsatz von Farbkontrasten: Kühles Blau und metallische Grautöne akzentuieren die geheimen Machenschaften, während warme Gold- und Rottöne in den heroischen Höhepunkten für fast schon liturgische Erhabenheit sorgen. Die Detailverliebtheit in den Panels zieht den Blick magisch an, und selbst in hektischen Kampfszenen bleibt die Zeichnung jederzeit klar und nachvollziehbar.

Am Ende hinterlässt „Die Rettung der Welt“ keinen geschlossenen Kreis, sondern einen gewaltigen Cliffhanger, der die Spannung bis zum nächsten Band aufrechterhält. Dieser Auftakt ist ein Muss für alle, die nicht nur pompöse Superheldenschlachten, sondern auch politische Intrigen und tiefgründige Charakterstudien schätzen. Wer mit offenen Augen in dieses neue Ultimative Universum eintaucht, wird reich belohnt – und kann es kaum erwarten, welche Geheimnisse der Rat im nächsten Kapitel offenbart.