Die Lektüre von Das große Buch der LEGO-Fakten von Hugo Simon, erschienen im DK Verlag, ist wie ein bunter Streifzug durch die siebzehnstöckige LEGO®-Turbofabrik – faszinierend, kurzweilig und immer wieder überraschend. Schon das Cover mit seinen unzähligen, in strahlendem Glanz präsentierten Steinen weckt die Neugier: Welche Rekorde und kuriosen Fakten verbergen sich hinter der allseits beliebten Bausteinwelt?
Hugo Simon beginnt seinen 128-seitigen Band mit einem Blick auf die Anfänge der LEGO-Geschichte. Eine übersichtliche, aber nie trockene Zeitleiste führt vom handbetriebenen Holzspielzeug der 1930er Jahre bis zu den hochkomplexen Technik-Sets des 21. Jahrhunderts. Wer hier nur staubige Daten erwartet, wird überrascht sein: Die frühen Produktionszahlen werden in Relation zur dänischen Nachkriegs-Wirtschaft gesetzt, überraschende Anekdoten beleuchten, wie ein einfacher Kunststoffstreifen zum Ur-Stein der heutigen Minifigur wurde, und ein seltenes Foto aus den Firmenniederlagen zeigt die erste, noch unscheinbare Fabrikhalle.
Im folgenden Kapitel widmet sich Simon in lebendiger Sprache den Minifiguren, diesen kleinen, aber enorm einflussreichen Botschaftern der LEGO-Welt. Leserinnen und Leser erfahren, dass der erste Beruf einer Minifigur kein generischer Held, sondern stilvoll als Feuerwehrmann ausgeführt wurde und dass bis heute über 14.000 verschiedene Köpfe im Umlauf sind. Eine Aufstellung der seltensten Figuren von limitierter Auflage bis hin zu Promo-Exemplaren in Museumsqualität überrascht nicht nur Sammler, sondern weckt den Wunsch, die eigene Sammlung noch einmal neu zu betrachten.
Der größte Teil des Buchs entfaltet sich als wahres Füllhorn an Zahlen und Ranglisten: Welches Set hält den Rekord für die höchste Teilezahl? Ein wahrhaft monumentales Schloss-Set aus der Creator-Reihe. Wie viele Modelle sind seit 1949 insgesamt erschienen? Die Antwort verblüfft selbst eingefleischte Fans. Simon ordnet die Daten nach Themenwelten – von NINJAGO® über Star Wars™ bis Space und City – und schafft es, selbst scheinbar banale Statistiken durch kleine Anekdoten zum Leben zu erwecken. Etwa wenn er erzählt, wie ein Fan mithilfe von 60.000 Einzelteilen eine XXL-Nachbildung der Titanic baute und damit das Guinness-Buch der Rekorde eroberte.
Einen ganz besonderen Platz nehmen die Original-Bilder aus den LEGO-Archiven ein. Auf fast jeder Seite finden sich historische Werbemotive, Musterzeichnungen und Prototyp-Fotografien, die man so noch nie gesehen hat. Diese visuellen Fundstücke verleihen dem Buch nicht nur einen nostalgischen Charme, sie machen auch die technische Entwicklung des Bausteinsystems nachvollziehbar: Vom einfachen Ziegelstein mit zwei Noppen über das Einführungspolycarbonat der 1970er bis hin zur präzisen Spritzgusstechnik heutiger Premium-Sets.
Nicht zuletzt begeistert Hugo Simon mit einer Auswahl „verrückter Fun Facts“, die das Buchgenuss auflockern: In LEGO Themenparks fahren mittlerweile über 3.000 Fahrzeuge durch die Miniland-Straßen, und die durchschnittliche LEGO-Familie in Europa sammelt inzwischen über 300 Sets. Dass die blaue Minifigur mit Laser-Schwert im Grunde ein Zufallsprodukt einer fehlerhaften Farbcharge war, klingt wie eine Legende, entpuppt sich aber beim genaueren Blick in die Archive als wahr – ein Beleg dafür, dass selbst in einem so strukturierten System wie dem LEGO-Universum ab und zu das pure Chaos Einzug hält.
Wenn man nach kleinen Schwächen suchen möchte, könnte man bemängeln, dass die Kapitel nicht immer durchgängig chronologisch angeordnet sind. Wer das Buch als reines Nachschlagewerk nutzt, muss hin und wieder die Seitennummern mit der Hand scannen. Doch dieses Manko ist kaum mehr als ein Schönheitsfehler angesichts der Fülle an Informationen und visuellen Highlights.
Abschließend lässt sich sagen, dass Das große Buch der LEGO-Fakten ein unumgänglicher Schatz für Fans, Sammler und alle, die gern beim Steinezusammenstecken auch die Geschichte hinter dem Klickgeräusch hören möchten, ist. Hugo Simon schafft es, Faktenschwere und Lesefreude in perfektem Gleichgewicht zu halten. Wer dieses Buch aufschlägt, wird nicht nur klüger, sondern auch inspiriert: Das nächste kreative Bauprojekt wartet schon auf den ersten Stein.