Mit Vermißt (Originaltitel: Missing) schuf Constantin Costa-Gavras 1982 einen der eindringlichsten politischen Thriller der Filmgeschichte. Basierend auf wahren Ereignissen erzählt der Regisseur, der sich bereits mit Werken wie Verraten (État de siège) und Z als unerschrockener Chronist politischer Missstände einen Namen machte, eine Geschichte über Macht, Vertuschung und menschliche Ohnmacht im Schatten eines Militärputsches.
Handlung
Während eines Staatsstreichs in einem südamerikanischen Land verschwindet der junge amerikanische Schriftsteller Charles Horman (John Shea) spurlos. Sein Vater Ed Horman (Jack Lemmon), ein konservativer Geschäftsmann aus New York, reist an den Ort des Geschehens, um gemeinsam mit Charles’ Ehefrau Beth (Sissy Spacek) nach dem Vermissten zu suchen. Doch anstatt Unterstützung zu erfahren, werden die beiden immer wieder von Behördenvertretern hingehalten, auf falsche Fährten geschickt und mit diplomatischen Floskeln abgespeist. Zwischen Vater und Schwiegertochter, deren Verhältnis bislang von Distanz geprägt war, entwickelt sich während der Suche ein vorsichtiges Vertrauen – bis die Wahrheit über Charles’ Schicksal ans Licht kommt.
Regie und Inszenierung
Costa-Gavras’ Stil ist geprägt von einer nüchternen, fast dokumentarischen Erzählweise, die den Zuschauer ohne melodramatische Überhöhung mitten in die politischen und emotionalen Verwerfungen zieht. Anstatt auf spektakuläre Action zu setzen, vertraut der Regisseur auf Spannung durch Authentizität. Seine Inszenierung macht das Gefühl der Ausweglosigkeit greifbar und stellt unbequeme Fragen über die Rolle westlicher Regierungen in internationalen Konflikten.
Schauspielerische Leistungen
Jack Lemmon, bekannt für seine komödiantischen Glanzleistungen in Klassikern wie Manche mögen’s heiß oder Das Appartement, liefert hier eine seiner ernstesten und ergreifendsten Darstellungen. Als Ed Horman verkörpert er die Wandlung vom skeptischen Patriarchen zum verzweifelten Vater mit subtiler Intensität – eine Leistung, die ihm zu Recht den Preis als Bester Darsteller in Cannes einbrachte.
Sissy Spacek (Carrie, Eine gewöhnliche Familie) beeindruckt als Beth Horman mit einer Mischung aus Entschlossenheit und Verletzlichkeit. Ihr Spiel zeigt eine Frau, die trotz Verzweiflung nicht aufhört zu kämpfen, und deren wachsende Nähe zum Schwiegervater das emotionale Herzstück des Films bildet.
John Shea bleibt in der Rolle des Charles Horman zwar weitgehend im Hintergrund, doch sein Schicksal ist der Motor der Handlung und der Spiegel für die politische Dimension der Geschichte.
Blu-ray-Veröffentlichung
Die neue Blu-ray von One Gate Media präsentiert Vermißt in einer deutlich verbesserten Bildqualität. Farben und Kontraste wirken stimmig, die Schärfe bringt sowohl die atmosphärischen Straßenszenen als auch die intensiven Dialogsequenzen eindrucksvoll zur Geltung. Auch die Tonspur ist klar abgemischt und transportiert die Spannung ebenso wie die leisen, intimen Momente zwischen den Figuren. Damit wird das zeitlose Werk in einer Form zugänglich gemacht, die seiner Bedeutung gerecht wird.
Fazit
Vermißt ist mehr als ein politischer Thriller – es ist ein humanistisches Drama über Wahrheit, Verantwortung und die Grenzen staatlicher Macht. Costa-Gavras verbindet politische Analyse mit einer zutiefst persönlichen Geschichte und erschafft so ein Werk, das auch vier Jahrzehnte nach seiner Entstehung nichts an Aktualität verloren hat. Die Blu-ray von One Gate Media bietet die Gelegenheit, dieses Meisterwerk in bestmöglicher Qualität neu zu entdecken.