Mit Sugar Hill schuf der kubanisch-amerikanische Regisseur Leon Ichaso ein eindrucksvolles und atmosphärisch dichtes Crime-Drama, das weit mehr ist als ein typischer Gangsterfilm der 90er-Jahre. Angeführt von einem eindringlich spielenden Wesley Snipes, erzählt der Film eine tragische Geschichte über Aufstieg, Schuld, familiäre Bindungen – und den schmerzhaften Versuch, dem Sumpf der Gewalt zu entkommen.
Die Geschichte
Im Herzen Harlems haben sich die Brüder Roemello (Wesley Snipes) und Raynathan Skuggs (brillant: Michael Wright) über Jahre ein florierendes Drogenimperium aufgebaut. Gemeinsam herrschen sie über ein gewalttätiges und gnadenloses Netzwerk, das reich macht – aber auch langsam alles zerstört, was ihnen einmal wichtig war. Während Raynathan tief in der Welt aus Macht und Angst aufgeht, beginnt Roemello zu zweifeln. Zu viele Freunde sind tot, die Seele ist zerschunden, und mit Melissa (Khandi Alexander), die selbst von einer Schauspielkarriere träumt, wächst die Sehnsucht nach einem Neuanfang. Doch der Ausstieg ist riskanter als der Aufstieg: Konkurrenzbanden rütteln am Fundament, Raynathan will seinen Bruder nicht ziehen lassen – und ein einziger Fehler kann alles beenden.
Die Darsteller
Wesley Snipes zeigt in Sugar Hill eine seiner vielschichtigsten Leistungen. Als Roemello ist er gleichermaßen charismatisch wie innerlich zerrissen – ein Mann, der trotz seiner kriminellen Vergangenheit versucht, moralisch zu handeln.
Besonders im Zusammenspiel mit Khandi Alexander entsteht eine glaubwürdige, tragische Chemie: Ihre Figur Melissa ist mehr als nur die "Frau an seiner Seite", sie steht für Hoffnung, Vision und den schmalen Grat zwischen Traum und Realität.
Clarence Williams III verkörpert eindrucksvoll den gealterten, drogensüchtigen Vater der Brüder – ein Relikt einer anderen Zeit, zugleich Mahnmal und Warnung. Seine Szenen zählen zu den intensivsten des Films.
Ebenso sticht Abe Vigoda als mafiöser Geschäftspartner heraus – eine kühle, abgründige Präsenz, die zeigt, wie tief Roemello in einem System steckt, das keinen Ausstieg vorsieht.
Stil und Inszenierung
Leon Ichaso gelingt mit Sugar Hill eine dichte, visuell ausdrucksstarke Milieustudie. Unterstützt von einem atmosphärischen Score, gelingt es ihm, die düstere Realität der Straßen Harlems ohne Überzeichnung zu zeigen. Die Gewalt ist nie Selbstzweck, sondern Konsequenz von Entscheidungen – ein Stilmittel, das den Film glaubwürdiger und intensiver macht als viele Genrevertreter seiner Zeit.
Die neue Blu-ray von One Gate Media
Nach Jahren der Vernachlässigung erhält Sugar Hill endlich die Aufmerksamkeit, die ihm gebührt. Die neue Blu-ray-Veröffentlichung von One Gate Media überzeugt mit einer rundum gelungenen technischen Präsentation. Die Bildqualität ist bemerkenswert klar, mit satten Schwarzwerten und fein abgestuften Farben, die die dunstige Atmosphäre Harlems eindrucksvoll transportieren. Besonders in dunklen Szenen zeigt sich, wie sorgfältig das Bild remastered wurde – ohne den rauen 90er-Jahre-Charme zu glätten.
Auch der Ton liegt in sehr guter Qualität vor. Der englische Originalton wirkt dynamisch, klar und ausgewogen, während die deutsche Synchronfassung solide bleibt – wenn auch etwas weniger nuanciert als das Original.
Fazit
Sugar Hill ist kein einfacher Film. Er ist düster, melancholisch und voller ambivalenter Figuren, deren Entscheidungen kaum zwischen richtig und falsch unterscheiden. Doch gerade das macht ihn so eindringlich. Wesley Snipes zeigt, was für ein ernstzunehmender Schauspieler er ist, wenn er nicht gerade als Actionheld unterwegs ist. In einer Zeit, in der das Gangster-Genre oft in Klischees erstickt, bleibt Sugar Hill ein emotionaler, tiefgründiger Ausreißer – und mit der Blu-ray von One Gate Media nun auch endlich in der Qualität erlebbar, die er verdient.
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