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The Doors

The Doors ist kein gewöhnliches Musiker-Biopic. Oliver Stone entwirft mit seinem Film aus dem Jahr 1991 ein rauschhaftes Porträt des exzentrischen Sängers Jim Morrison – und damit auch ein Porträt einer Ära, die geprägt war von Aufbruch, Exzess und Rebellion. Jetzt legt Studiocanal eine hervorragend restaurierte Blu-ray-Fassung vor, die diesem filmischen Fiebertraum in jeder Hinsicht gerecht wird – visuell, akustisch und atmosphärisch.

Jim Morrison: Genie, Provokateur, Mythos

Für viele war Jim Morrison mehr als nur ein Musiker. Er war ein poetischer Freigeist, ein Schamane des Rock, der die Bühne als Altar nutzte und seine Songs wie Gebete, Flüche oder Visionen zelebrierte. Für andere war er ein arroganter, selbstzerstörerischer Narzisst – brillant, aber brandgefährlich. Genau diesen Zwiespalt fängt The Doors meisterhaft ein. Stone verzichtet auf konventionelle Dramaturgie zugunsten eines rauschhaften Bilderflusses, der Morrison nicht erklären will, sondern spürbar machen – in all seiner Widersprüchlichkeit.

Val Kilmer: Eine Performance für die Ewigkeit

Die Neuveröffentlichung erhält durch den tragischen Tod von Val Kilmer im Jahr 2024 eine neue emotionale Tiefe. Seine Verkörperung Jim Morrisons gehört zu den beeindruckendsten schauspielerischen Leistungen der 1990er-Jahre – und stellt auch rückblickend das Herzstück des Films dar. Kilmer verschmilzt regelrecht mit der Figur: Stimme, Gestik, der entrückte Blick, das animalische Bühnenverhalten – alles wirkt so authentisch, dass selbst Doors-Mitglieder wie Ray Manzarek (nicht an der Produktion beteiligt, aber später beeindruckt) seine Darstellung kaum vom Original unterscheiden konnten.

Kilmer war für diese Rolle nicht nur bestens vorbereitet – er lebte sie. Monate intensiven Gesangstrainings, das Erlernen von Morrisons Gedichten und eine akribische Auseinandersetzung mit dem historischen Material machten seine Performance möglich. Die Tragik: Kilmer selbst kämpfte später mit schwerer Krankheit und verlor durch Kehlkopfkrebs seine Stimme. Sein Werk in The Doors wird damit auch zu einem Denkmal seines künstlerischen Vermächtnisses – kraftvoll, kompromisslos, unvergessen.

Die Doors: Eine Band, ein Zeitgeist

Der Film erzählt nicht nur Morrisons Geschichte, sondern auch die der gesamten Band – The Doors, bestehend aus Ray Manzarek (Kyle MacLachlan), Robby Krieger (Frank Whaley) und John Densmore (Kevin Dillon). Sie entwickelten einen einzigartigen Sound zwischen Psychedelic Rock, Blues und Jazz, der bis heute unerreicht ist. Songs wie „Light My Fire“, „Riders on the Storm“ oder „The End“ sind längst in den musikalischen Kanon eingegangen – nicht zuletzt wegen der hypnotischen Präsenz Morrisons und der schwebenden Orgelklänge Manzareks.

Stone zeichnet das Bild einer Band, die stets an der Grenze lebte – künstlerisch wie emotional. Die Chemie innerhalb der Gruppe, ihre Konzerte, Exzesse und inneren Spannungen werden eindrucksvoll visualisiert. Dass Krieger und Densmore als Berater am Film mitwirkten, merkt man insbesondere den Konzertsequenzen an: Die Energie, das Chaos, die Anziehungskraft – sie sind nahezu greifbar.

Pamela Courson: Liebe im Schatten

Meg Ryan spielt Jims große Liebe Pamela Courson, eine ambivalente Figur zwischen Hingabe und Verzweiflung. Ihr Spiel gibt dem Film emotionale Verankerung – ein zärtlicher Kontrast zur grellen Überdosis aus Sex, Drogen und Musik. Ihre Beziehung wird nicht romantisiert, sondern zeigt eine zerstörerische Symbiose zweier verlorener Seelen.

Ein visuelles und akustisches Erlebnis – jetzt in brillanter Qualität

Die neue Blu-ray von Studiocanal bringt The Doors in bestechender Qualität zurück auf die Bildschirme. Die 4K-Restaurierung (runtergerechnet für Blu-ray) hebt die Farbintensität, Kontraste und Details auf ein neues Niveau. Der Film pulsiert förmlich – besonders in den Konzertszenen, wo Licht, Schweiß und Klang zu einem hypnotischen Gesamterlebnis verschmelzen.

Auch der Ton profitiert enorm. Der neu abgemischte Soundtrack in verlustfreiem DTS-HD Master Audio lässt Klassiker wie „Break On Through“ und „L.A. Woman“ in voller Wucht erstrahlen. Hier zeigt sich, dass The Doors kein bloßes Biopic ist, sondern ein beinahe musikalisches Gesamtkunstwerk.

Fazit: Zwischen Vision und Wahnsinn

The Doors ist kein objektives Porträt, sondern ein subjektiver Rausch – genau wie Morrison selbst. Oliver Stone erzählt nicht linear, sondern wie unter Drogeneinfluss: Bilder flackern, Szenen überlagern sich, Realität und Vision verschwimmen. Der Film spaltet – ebenso wie sein Protagonist. Doch wer sich auf diesen Trip einlässt, wird belohnt: mit einer der intensivsten Musiker-Biografien der Filmgeschichte, mit einem elektrisierenden Val Kilmer – und mit einem monumentalen Denkmal für eine Band, die mehr war als Musik.