Die Blaumänner

Mit der Comedyserie „Die Blaumänner“ hat Regisseur Guido Pieters ein liebevoll geerdetes Stück norddeutsches Fernsehen geschaffen, das Alltagsbeobachtung, Wortwitz und Charakterkomik auf angenehm unaufgeregte Weise verbindet. Die nun bei One Gate Media erschienene DVD-Auswertung bündelt auf zwei Discs alle acht Folgen der Serie und bietet damit die seltene Gelegenheit, diese kleine, oft unterschätzte Perle des deutschen Fernsehens am Stück neu oder wiederzuentdecken.

Im Mittelpunkt steht ein kleines norddeutsches Dorf, in dem jeder jeden kennt und Veränderungen grundsätzlich erst einmal skeptisch beäugt werden. Genau hier sorgen Achim und Piet zuverlässig für Unruhe. Achim ist Installateur, tiefenentspannt, pragmatisch und mit einer stoischen Gelassenheit ausgestattet, die ihn durch die meisten Lebenslagen trägt. Piet hingegen ist Elektriker, impulsiver, ehrgeiziger und stets ein wenig unter Strom. Obwohl die beiden beste Freunde sind, teilen sie nicht nur Werkstatt und Wohnung, sondern auch ein Talent dafür, sich regelmäßig in die Haare zu kriegen. Aus diesem ständigen Reibungszustand zieht „Die Blaumänner“ einen Großteil seines Humors, der weniger auf Pointenfeuerwerk setzt als auf feine Dialoge und präzise Figurenzeichnung.

Peter Heinrich Brix und Jörg Schüttauf erweisen sich dabei als Idealbesetzung. Brix bringt seine vertraute norddeutsche Erdigkeit ein, die man aus Formaten wie „Neues aus Büttenwarder“ kennt, während Schüttauf seinem Piet eine kantige, manchmal fast überdrehte Energie verleiht. Das Zusammenspiel der beiden wirkt nie konstruiert, sondern lebt von glaubwürdiger Freundschaft, die auch dann hält, wenn Meinungen, Lebensentwürfe oder Frauenfragen aufeinanderprallen. Gerade diese emotionale Basis verleiht der Serie ihr Herz und hebt sie deutlich von reinen Klamaukformaten ab.

Zusätzliche Dynamik erhält das Dorfleben durch die Eröffnung eines neuen Baumarkts in der Nähe, der nicht nur wirtschaftliche Unruhe stiftet, sondern mit seiner Chefin Jutta aus Bautzen auch frischen Wind in die eingeschworene Gemeinschaft bringt. Die Serie nutzt diesen Konflikt zwischen traditionellem Handwerk und moderner Konkurrenz klug, ohne belehrend zu werden. Stattdessen entstehen Situationen, die vom Kundenärger über skurrile Aufträge bis hin zu existenziellen Sorgen des Mittelstands reichen und dabei stets den Humor im Alltäglichen suchen. Über die acht Folgen hinweg entfaltet sich ein Panorama kleiner und großer Probleme, die mal absurd, mal überraschend berührend ausfallen.

Besonders charmant ist das norddeutsche Lokalkolorit, das sich nicht in plakativen Dialektspäßen erschöpft, sondern in Haltung und Tonfall spürbar wird. Der trockene Witz, die kurzen Blicke, das Ungesagte zwischen den Figuren tragen mindestens so viel zur Komik bei wie die eigentlichen Dialoge. Guido Pieters inszeniert dies mit sicherem Gespür für Timing und lässt seinen Darstellern Raum, ihre Figuren auszuspielen, ohne sie zu karikieren.

Die DVD von One Gate Media präsentiert „Die Blaumänner“ in solider Bild- und Tonqualität und macht deutlich, wie zeitlos diese Serie geblieben ist. Auf zwei Discs versammelt finden alle acht Episoden zu einem runden Ganzen zusammen, das sich hervorragend für einen entspannten Serienabend eignet. Gerade in der heutigen Fernsehlandschaft, in der Comedy oft auf Lautstärke und Tempo setzt, wirkt „Die Blaumänner“ angenehm entschleunigt und ehrlich.
Unterm Strich ist die Serie ein warmherziger Blick auf Freundschaft, Handwerk und das Leben abseits der großen Städte. Mit viel Humor, echtem Herz und glaubwürdigen Figuren erzählt „Die Blaumänner“ vom ganz normalen Chaos des Alltags – und zeigt dabei, dass es manchmal genau diese kleinen Geschichten sind, die am längsten nachwirken.