The Berlin Apartment ist ein erzählerisch starkes First-Person-Adventure, das weniger auf Action als vielmehr auf Atmosphäre und Emotionalität setzt. Das Spiel führt seine Spielerinnen und Spieler in eine Berliner Altbauwohnung, die als stiller Zeuge eines ganzen Jahrhunderts dient. In der Rahmenhandlung begleitet man Dilara und ihren Vater Malik, die beim Renovieren auf Erinnerungsstücke früherer Bewohner stoßen. Jedes dieser Fundstücke öffnet die Tür zu einer in sich abgeschlossenen Episode, die eine andere Epoche und eine andere Lebensgeschichte beleuchtet.
Die Struktur des Spiels ist besonders reizvoll: Jede Episode besitzt einen eigenen Ton, ein eigenes Tempo und sogar eigene stilistische Akzente. Mal steht die politische Spannung im Mittelpunkt, mal ein persönliches Drama, mal einfache Momente kleiner Alltagsfreuden. Diese Vielfalt sorgt dafür, dass die Wohnung und ihre Geschichte nie statisch wirken, sondern sich wie ein lebendiges Archiv anfühlen, in dem Vergangenheit und Gegenwart untrennbar miteinander verwoben sind.
Optisch setzt das Spiel auf einen klar stilisierten, fast schon comicartigen Look, der den Erzählungen einen charmanten und zugleich überhöhten Charakter verleiht. Die Veränderungen, die die Wohnung im Laufe der Jahrzehnte durchläuft, werden liebevoll und deutlich sichtbar in Szene gesetzt. Nicht alles sitzt dabei technisch perfekt; hier und da schleichen sich kleine Macken wie ungünstige Objektkollisionen ein. Dennoch trägt die visuelle Gestaltung entscheidend dazu bei, die ganz eigene Stimmung des Spiels zu erzeugen.
Besonders hervorzuheben ist die Qualität der deutschen Vertonung. Die Sprecherinnen und Sprecher treffen den emotionalen Kern der Geschichten sehr genau, egal ob es um Hoffnung, Angst, Verlust oder Zusammenhalt geht. Die Musik hält sich dabei bewusst zurück und unterstreicht das Geschehen eher, als dass sie sich in den Vordergrund drängt. Gerade dadurch entfaltet das Spiel seine Wirkung auf eine unaufgeregte, aber nachhaltige Weise.
Im Bereich des Gameplays geht The Berlin Apartment einen ruhigen Weg. Die Interaktionen bestehen hauptsächlich aus Erkundung, Lesen, Zuhören und dem Entdecken kleiner Hinweise, die die nächste Episode freischalten. Wer schnelle Action oder komplexe Mechaniken sucht, wird hier nicht fündig werden. Manche wiederkehrende Spielmechanik wirkt auf Dauer etwas träge, was dem ansonsten gelungenen Erzählfluss gelegentlich ein wenig den Schwung nimmt. Doch gerade die Zurückhaltung im Spielerischen erlaubt es der Geschichte, den Raum einzunehmen, den sie braucht.
Emotional gelingt dem Spiel viel: Die persönlichen Schicksale der wechselnden Bewohner bilden ein dichtes Geflecht aus kleinen Momenten und großen Umbrüchen. Die Wohnung wird so zu einem Ort, an dem Geschichte nicht abstrakt bleibt, sondern spürbar wird, weil sie aus dem Innersten des Alltags erzählt wird. Der Mix aus privaten Geschichten und historischen Einschnitten verleiht dem Spiel eine bemerkenswerte Tiefe.
Am Ende bleibt The Berlin Apartment ein intensives, warmes und zugleich nachdenkliches Erlebnis. Es ist weniger ein klassisches Videospiel und eher eine interaktive Zeitreise voller Menschlichkeit. Wer narrative Spiele liebt und Freude daran hat, in vielschichtige Geschichten einzutauchen, wird hier ein eindringliches Erlebnis finden.
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