Nextgengamersnet
Games, Movies and more
 
 
 

Poison Ivy: Der Horror von Marshview

Poison Ivy: Der Horror von Marshview ist ein Comicband, der sofort klar macht, dass es hier nicht um klassische Superhelden-Action geht, sondern um Atmosphäre, Horror und eine Hauptfigur, die irgendwo zwischen Öko-Terroristin, tragischer Antiheldin und moderner Hexe schwankt. Die Geisterstadt Marshview im Slaughter Swamp ist als Schauplatz perfekt gewählt: verfallen, unheimlich und voller verdrängter Geschichte. Genau dort versteckt sich Ivy vor ihren Feinden, doch Ruhe findet sie natürlich keine. Stattdessen wird sie in ein Mysterium hineingezogen, das tief in die düstere Vergangenheit des Ortes reicht und Stück für Stück immer unangenehmer wird.


Die Story nimmt sich angenehm viel Zeit, um Spannung aufzubauen. Ivy will zusammen mit Peter Undine, der die Schreie der Pflanzen hören kann, herausfinden, was es mit Marshview wirklich auf sich hat. Dabei geht es weniger um schnelle Action als um schleichenden Horror und das Gefühl, dass hier etwas ganz und gar nicht stimmt. Das Monster, das sie dabei erwecken, ist keine simple Bedrohung, sondern ein Symbol für Schuld, Gewalt und Ausbeutung, die sich über Jahrzehnte angestaut haben. Genau hier zeigt sich die große Stärke des Bandes: Er verbindet übernatürlichen Horror mit sehr realen Themen wie Umweltzerstörung, kolonialer Ausbeutung und verdrängter Verantwortung.


Poison Ivy selbst wird erneut als extrem vielschichtige Figur dargestellt. Sie ist mächtig, klug und kompromisslos, aber gleichzeitig müde, verletzt und ständig mit den Konsequenzen ihrer eigenen Entscheidungen konfrontiert. Besonders interessant ist der Deal, den sie eingeht, um das Elementar Bog Venus um Hilfe zu bitten. Dieser Handel wirkt von Anfang an falsch und gefährlich, und man spürt förmlich, dass Ivy hier eine Grenze überschreitet, deren Folgen sie selbst nicht vollständig begreift. Das verleiht der Geschichte eine unterschwellige Tragik und sorgt dafür, dass man gespannt bleibt, wie teuer dieser Preis am Ende wirklich wird.


Auch zeichnerisch ist Der Horror von Marshview ein echtes Highlight. Marcio Takara fängt die sumpfige, feuchte und bedrückende Atmosphäre des Slaughter Swamps hervorragend ein. Pflanzen wirken lebendig und bedrohlich, Ruinen erzählen visuell ihre eigene Geschichte, und das Monsterdesign ist gleichermaßen verstörend wie faszinierend. Die Panels sind oft ruhig, fast schon poetisch, bevor sie plötzlich in albtraumhafte Bilder umschlagen. Diese Mischung passt perfekt zum Ton der Story und verstärkt den Horror-Aspekt enorm.


Unterm Strich ist Poison Ivy: Der Horror von Marshview ein starker Band, der zeigt, wie gut die Figur auch abseits von Batman und Gotham funktioniert. Die Geschichte ist düster, intelligent und emotional, ohne jemals belehrend zu wirken. Wer auf klassischen Superhelden-Krawall hofft, wird hier eher wenig finden, dafür aber eine atmosphärisch dichte Mischung aus Horror, Mystery und Charakterstudie. Für Fans von Poison Ivy, aber auch für Leserinnen und Leser, die anspruchsvolle Comics mit düsterem Ton und ungewöhnlichen Themen mögen, ist dieser Band ein echtes Highlight und eine klare Empfehlung.