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„Kunstreise Italien“ von Nick Trend und Cassandre Montoriol ist weit mehr als ein klassischer Kunstführer – es ist ein sinnliches Reisebuch, ein kunsthistorischer Streifzug und ein opulenter Bildband in einem. Von der ersten Seite an vermittelt das Werk das Gefühl, selbst auf einer modernen „Grand Tour“ zu sein, wie sie einst Adelige unternahmen, um sich Bildung, Inspiration und Weltkenntnis zu erarbeiten. Doch statt trockener Fakten lädt dieses Buch zu einer lebendigen Begegnung mit den größten Meisterwerken Italiens ein – und vor allem mit den Künstlerinnen und Künstlern, die sie geschaffen haben.


Trend und Montoriol gelingt es, Kunstgeschichte in Geschichten zu verwandeln: Der Leser erfährt nicht nur, wo Giotto in Padua seine Fresken malte oder Michelangelo in Florenz an seinen Skulpturen arbeitete, sondern auch, welche persönlichen und historischen Umstände diese Werke formten. Die Autor*innen lassen die Kunst nicht im Museum stehen, sondern holen sie zurück in die Straßen, Kirchen und Palazzi, in denen sie entstanden ist. Auf diese Weise wird deutlich, wie eng die italienische Kunst mit der Identität ihrer Städte verknüpft ist – Florenz mit dem Glanz der Medici, Venedig mit dem Licht seiner Wasserstraßen, Rom mit dem dramatischen Schatten des Barocks.


Besonders eindrucksvoll ist die Verbindung von Text und Bild: Großformatige Fotografien lassen Fresken, Skulpturen und Altäre in einer seltenen Klarheit erscheinen, während die Aquarelle von Cassandre Montoriol eine poetische Gegenwelt eröffnen. Handgezeichnete Karten stecken voller Atmosphäre und machen die einzelnen Kapitel zugleich zu praktischen Reiserouten. Wer möchte, kann mit Caravaggio durch das nächtliche Rom streifen, dem Blick Canalettos durch die Gassen von Venedig folgen oder in Mantua dem rätselhaften Lächeln der Isabella d’Este begegnen.


Das Buch bietet aber auch Raum für überraschende Perspektiven: Es widmet sich nicht nur den bekannten Namen wie Leonardo, Tizian oder Raffael, sondern rückt Künstlerinnen wie Sofonisba Anguissola oder Artemisia Gentileschi ins Licht, deren Werke und Lebenswege erst in den letzten Jahren die verdiente Anerkennung erfahren. Dadurch entsteht ein Bild Italiens, das weniger Kanon als lebendige Kunstlandschaft ist – vielfältig, widersprüchlich, inspirierend.


„Kunstreise Italien“ ist damit nicht nur ein kunsthistorisch fundiertes Nachschlagewerk, sondern ein hochwertiges Geschenkbuch, das sich an Menschen richtet, die gerne reisen, sehen, staunen und verstehen wollen. Es ist eine Einladung, bekannte Städte neu zu entdecken und die vertrauten Meisterwerke mit frischem Blick zu betrachten. Wer Italien liebt, wird dieses Buch verschlingen. Wer Italien noch nicht kennt, wird nach der Lektüre sofort dorthin aufbrechen wollen.