„Göttinnen und Götter“ von Caroline Lawrence und Flora Kirk ist eine energiereiche, klug verdichtete Reise durch die Welt der griechischen Mythologie – frech erzählt, modern gestaltet und zugleich erstaunlich kenntnisreich. Das Buch schlägt eine Brücke zwischen klassischem Bildungsgut und zeitgenössischer Popkultur: Es präsentiert die mächtigen, launischen, oft zutiefst menschlichen Gottheiten der Antike in einem Tonfall, der sowohl Einsteiger*innen als auch Mythen-Fans sofort mitreißt. Statt trockener Nacherzählungen erhält man lebendige Porträts, in denen Hera nicht nur die strenge Gattin des Zeus ist, sondern eine eifersüchtige Machtpolitikerin, Apollo ein charismatischer Künstler mit gefährlichem Hang zur Besessenheit, und Athena eine strategische Intelligenzbestie, die sich kein Blatt vor den Mund nimmt.
Die Struktur der einzelnen Einträge ist so spielerisch wie informativ: Jeder Gott und jede Göttin wird mit Herkunft, Zuständigkeit, Symbolen, zentralen Mythen und überraschenden Fakten vorgestellt – aber in einer Sprache, die sich bewusst vom Schulbuchton entfernt. Lawrence weiß, wie man klassische Stoffe erzählt, ohne sie zu banalisieren, und Kirk liefert Illustrationen, die keine museale Ehrfurcht verlangen, sondern sofort Lust machen, tiefer in die Geschichten einzusteigen. Das Resultat ist ein Buch, das sich ebenso zum Schmökern wie zum schnellen Nachschlagen eignet und dabei den Spagat schafft, humorvoll zu sein, ohne die Mythologie lächerlich zu machen.
Besonders wirkungsvoll ist, wie das Buch die Welt der Götter in Hierarchien, Beziehungen und Konflikte fasst: Es zeigt, dass griechische Mythen ein Netzwerk aus Machtspielen, Liebesdramen, göttlichen Eitelkeiten und menschlichen Tragödien bilden – und damit erstaunlich nah an modernen Erzählwelten liegen. Dass die Autorinnen bewusst genderinklusive Formulierungen wählen und Heldinnen- statt Heldenfiguren schreiben, macht das Buch zusätzlich zeitgemäß und anschlussfähig für junge Lesende, die sich von der Antike nicht belehrt, sondern eingeladen fühlen wollen.
Ob als Einstieg ins Thema, als Begleitbuch für Jugendliche, die Percy Jackson verschlungen haben, oder als humorvoller Überblick für Erwachsene, die ihre Mythologie-Kenntnisse auffrischen möchten – „Göttinnen und Götter“ überzeugt durch sein Tempo, seinen Witz und seine visuelle Stärke. Es ist ein handliches Kompendium, das sich selbst nicht zu ernst nimmt, aber seine Leser*innen ernst genug, um ihnen echte Inhalte zu liefern. Ein idealer Band für alle, die wissen wollen, wer wer ist auf dem Olymp – und warum diese Geschichten seit über zweitausend Jahren nichts von ihrer Faszination verloren haben.
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