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Prange - Man ist ja Nachbar

„Prange – Man ist ja Nachbar“ ist ein warmherziger, leiser und zugleich überraschend pointierter Film, der mit feinem norddeutschem Humor das Leben eines Mannes beleuchtet, der sich am liebsten hinter seiner eigenen Unsichtbarkeit verstecken würde. Regisseur Lars Jessen inszeniert die Figur des Ralf Prange mit großer Sympathie und einem Gefühl für alltägliche Tragikomik, das in seiner Feinfühligkeit kaum jemand so überzeugend transportieren kann wie Bjarne Mädel.


Prange lebt seit jeher in seiner Rotklinkerwohnung in Hamburg-Barmbek und hat sich in seinem zurückgezogenen Alltag häuslich eingerichtet. Er ist der Mensch, den jeder im Haus kennt, ohne ihn wirklich zu kennen – der freundliche, aber unscheinbare Nachbar, der für alle Pakete unterschreibt und ansonsten möglichst wenig auffällt. Der Film macht genau diese Ausganssituation zu seiner Stärke: Das Leben scheint an Prange vorbeizurauschen, und er selbst steht dabei still – bis die resolute Paketzustellerin Dörte in sein Leben tritt.


Mit ihrem unerschrockenen Pragmatismus und ihrer entwaffnenden Direktheit bringt Dörte eine Energie in Pranges Alltag, von der er nicht einmal wusste, dass er sie vermisst. Mädel spielt wunderbar nuanciert, wie dieser stille Mann plötzlich Gefühle entwickelt, die ihn überfordern, aber gleichzeitig aus seiner Komfortzone locken. Die daraus resultierenden Versuche, Dörte näherzukommen, schwanken zwischen rührender Unbeholfenheit und einer Komik, die sich nie über Prange lustig macht, sondern ihn ernst nimmt. Jessens Regie schafft es, diese Gratwanderung glaubwürdig zu halten: Der Humor entsteht aus der Situation, nicht aus bloßer Albernheit.


Eine besonders große Rolle spielt dabei Pranges Nachbar Horst Rohde, verkörpert von Olli Dittrich, der seinem Charakter eine herrlich skurrile Mischung aus Misstrauen, Kontrollbedürfnis und Konkurrenzkampf verleiht. Rohde beobachtet Pranges Aktivitäten mit Argwohn, und als er die Atemlosigkeit von Pranges Verliebtheit bemerkt, beginnt eine stille Rivalität, die den Film zusätzlich belebt. Die Chemie zwischen Mädel und Dittrich ist hervorragend – zwei Figuren, die unterschiedlicher kaum sein könnten, und doch auf merkwürdige Weise voneinander abhängen.


Inhaltlich überzeugt der Film vor allem durch seine ehrliche, unaufgeregte Erzählweise. Die Figuren wirken authentisch, die Dialoge sind natürlich und die Schauplätze spiegeln das urbane, aber bodenständige Leben in Barmbek wider. Es ist ein Film über Menschen, die im ersten Moment unscheinbar wirken, aber voller Tiefe, Eigenheiten und verschrobener Träume stecken. Jessen gelingt eine zutiefst menschliche Betrachtung eines Mannes, der immer wieder stolpert, aber doch versucht, Schritt für Schritt über seinen eigenen Schatten zu springen.


Die Blu-ray von One Gate Media präsentiert den Film in hervorragender Bildqualität, die das liebevoll eingefangene Hamburg–von grauen Hinterhöfen bis zu sonnigen Hausfluren–klar, natürlich und ohne übertriebene Nachschärfung zeigt. Besonders die warmen Innenräume und die kleinen Alltagsdetails profitieren sichtbar von der sauberen HD-Umsetzung. Auch der Ton ist klar und ausgewogen und fängt sowohl die ruhigen Dialogmomente als auch die feinen Geräusche der Wohnhauskulisse sehr gut ein. Der Film lebt von Nuancen, und die Blu-ray gibt genau diese Nuancen gelungen wieder. Sie ist die ideale Möglichkeit, den Film in seiner ganzen atmosphärischen Stärke zu erleben.


„Prange – Man ist ja Nachbar“ ist ein stiller, herzerwärmender und hintersinniger Film voller leiser Zwischentöne, getragen von großartigen Darstellern und einer Regie, die stets den Menschen in den Mittelpunkt stellt. Ein Werk, das den Zuschauer schmunzeln lässt, manchmal schlucken lässt und vor allem daran erinnert, dass auch die vermeintlich unscheinbarsten Nachbarn Geschichten voller Sehnsucht, Zweifel und liebenswerter Eigenheiten in sich tragen.