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Der Usedom-Krimi: Wendepunkte / Geisternetze

Mit den beiden Filmen „Wendepunkt“ und „Geisternetze“ setzt „Der Usedom-Krimi“ seine besondere Mischung aus familiärem Drama, gesellschaftlicher Vergangenheit und klassischem Kriminalfall konsequent fort. Die neue DVD-Veröffentlichung von One Gate Media vereint diese beiden Episoden und unterstreicht einmal mehr, warum sich die Reihe seit Jahren deutlich vom üblichen Fernsehkrimi abhebt. Usedom ist hier nicht bloß pittoreske Kulisse, sondern ein emotional aufgeladener Raum, in dem Geschichte, Schuld und persönliche Verstrickungen unausweichlich aufeinanderprallen.


„Wendepunkt“ entfaltet seine Spannung zunächst leise und beinahe unauffällig. Karin Lossow begegnet der geheimnisvollen Mandy, deren Verhalten zunehmend verstörend wirkt, weil sie offenbar Martin Rabe und dessen Eltern verfolgt. Was zunächst wie ein Fall von Besessenheit oder psychischer Instabilität erscheint, nimmt eine dramatische Wendung, als Martins Verlobte Antonia tot aufgefunden wird. Parallel zu den Mordermittlungen von Rainer Witt in Antonias Unternehmen, einem innovativen Start-up zur Wasserentsalzung, gräbt Karin tiefer in Mandys Vergangenheit. Dabei öffnet sich ein Abgrund, der weit über den aktuellen Todesfall hinausreicht. Die Verbindung zur Familie Rabe führt zurück in die DDR-Zeit und bis an den historischen Wendepunkt des Jahres 1989. Gerade diese Verknüpfung von persönlichem Leid und politischer Vergangenheit gehört zu den größten Stärken des Films. „Wendepunkt“ erzählt keinen reinen Whodunit, sondern eine Geschichte über verdrängte Schuld, verpasste Verantwortung und die Langzeitfolgen historischer Brüche, die bis in die Gegenwart hineinwirken.


„Geisternetze“ wählt einen anderen Ton, bleibt aber ebenso dicht und atmosphärisch. Ausgangspunkt ist ein scheinbar alltäglicher Familienkonflikt innerhalb einer Fischerfamilie. Luise Petersen hat ihren Fischkutter ihren Kindern überschrieben, doch während Sohn Erik mit der Fischerei abschließen will, kämpft Tochter Suntje leidenschaftlich für den Erhalt von Kutter, Fanglizenz und Familientradition. Der Streit eskaliert nicht laut, sondern schwelend, bis Luise Ex-Staatsanwältin Karin Lossow um Hilfe bittet. Kurz darauf ist Suntje tot. Der Mord trifft die Familie ins Mark und bringt Karin erneut in einen Konflikt mit der offiziellen Polizeiarbeit ihres Neffen Rainer Witt und dessen Kollegin Ellen Norgaard, die wieder im Dienst ist. Trotz aller Spannungen folgt Karin unbeirrt ihrem eigenen moralischen Kompass, um Luise Gewissheit über den Tod ihrer Tochter zu verschaffen.


Beide Filme leben von der ruhigen, konzentrierten Erzählweise der Reihe, die auf schnelle Effekte verzichtet und stattdessen auf Figuren und innere Konflikte setzt. Karin Lossow bleibt das emotionale Zentrum, eine Ermittlerin wider Willen, deren Stärke in ihrer Lebenserfahrung und ihrem unbestechlichen Sinn für Gerechtigkeit liegt. Die familiären Spannungen zwischen ihr und Rainer Witt verleihen auch diesen Episoden zusätzliche Tiefe und machen deutlich, dass hier nicht nur Verbrechen, sondern auch Beziehungen verhandelt werden.


Die DVD von One Gate Media präsentiert „Wendepunkt“ und „Geisternetze“ in sehr guter Bild- und Tonqualität und fängt die herbe Schönheit Usedoms ebenso überzeugend ein wie die oft melancholische Grundstimmung der Geschichten. Gerade im Heimkino entfalten die ruhigen Bilder, die langen Blicke und das präzise Spiel der Darsteller ihre volle Wirkung. Beide Filme stehen exemplarisch für die Qualität des „Usedom-Krimis“, der Kriminalgeschichten nicht isoliert betrachtet, sondern stets als Teil größerer gesellschaftlicher und familiärer Zusammenhänge erzählt. Die DVD-Ausgabe eignet sich damit nicht nur für Fans der Reihe, sondern auch für Zuschauerinnen und Zuschauer, die anspruchsvolle Fernsehkrimis mit emotionaler Tiefe zu schätzen wissen.