Nextgengamersnet
Games, Movies and more
 
 
 


Absolute Batman Band 2 aus dem Panini-Verlag führt die radikale Neuinterpretation des Dunklen Ritters konsequent fort und vertieft zugleich den moralisch zerrissenen Kern dieser alternativen Batman-Version. Scott Snyder, Nick Dragotta und Gabriel Hernández Walta präsentieren ein Gotham, das nicht nur düsterer, sondern auch politischer, brutaler und unberechenbarer wirkt als die vertrauten Varianten des Mythos. Wer bereits den ersten Band gelesen hat, weiß: Dieser Batman ist kein klassischer Detektiv in der Tradition von Bob Kane oder Frank Miller, sondern eine gefährlich kompromissbereite Gestalt – eine Figur, die man ebenso fürchten wie bewundern soll.


Im Zentrum steht die Frage, was ein Held ist, wenn er selbst bereit ist, für den vermeintlichen Erhalt des Friedens mit dem Verbrechen zu paktieren. Die Entscheidung Bruces, mit Black Mask – hier kein maskierter Gangsterkönig, sondern der dekadente Anführer einer gewalttätigen Hedonisten-Armee – einen Waffenstillstand einzugehen, stellt nicht nur die Regeln Gothams auf den Kopf, sondern auch die moralische Integrität des Batman-Symbols. Was wie ein kalkulierter Schritt wirkt, um Chaos einzudämmen, droht sich als fatale Grenzüberschreitung zu entpuppen. Denn je länger der Pakt besteht, desto deutlicher wird: Gotham ist kein Spielbrett, das man kontrollieren kann, und jede Entscheidung erzeugt neue Opfer.


Parallel dazu zeichnet der Band eine rohe, entmythologisierte Origin-Story, in der Bruce Wayne nicht als introvertierter Waisenknabe, sondern als verletzter, wütender junger Mann gezeigt wird, der sich selbst erst zum Batman formt. Diese Rückblicke funktionieren nicht als bloße Wiederholung bekannter Ikonografie, sondern als Neujustierung: Gotham erschafft Batman – schmerzhaft, blutig, unter Zwang – und Batman erschafft ein neues Gefüge der Gewalt, das niemandem Ruhe lässt.


Visuell beeindruckt die Ausgabe durch die stilistische Spannung zwischen Dragottas expressiver Härte und Waltas atmosphärisch kontrollierter Bildsprache. Während die Actionsequenzen kantig, fast frenetisch wirken, sind die ruhigen Momente geprägt von einer bedrückenden Intimität. Die Farbgebung verstärkt das Grundgefühl einer Welt, in der selbst das Licht keinen Trost bietet.


„Absolute Batman Band 2“ ist keine Geschichte für Leser*innen, die einen klassischen, moralisch unantastbaren Kreuzritter erwarten. Es ist ein Band über Macht und Kontrollverlust, über den Versuch, Ordnung mit jedem Preis zu erzwingen – und über die Frage, ob Batman möglicherweise längst Teil des Problems geworden ist, das er zu bekämpfen glaubt. Damit knüpft Snyder an seine bekanntesten Arbeiten an, treibt sie aber in eine noch kompromisslosere Richtung.


Für Fans alternativer Welten, düsterer Re-Imaginings und erzählerischer Risiken ist dieser Band ein Pflichtkauf. Wer Batman lieber ikonisch, klar definiert und ohne moralische Grauzonen liest, wird hier herausgefordert – vielleicht sogar verstört. Genau das aber macht den Reiz dieser Reihe aus: Sie ist kein weiteres Kapitel, sondern ein Kommentar zum Mythos selbst.