Der Entwickler Deck Nine Games und Square Enix brachten im Jahr 2017 das Spiel „Life is Strange: Before the Storm“ auf den Markt. Das war die Fortsetzung von „Life is Strange“ des französischen Entwicklers Dontnod Entertainment (2015). Seit Oktober letzten Jahres steht „Life is Strange: True Colors“ in den Läden und nun wurde auch eine Version für die Nintendo Switch veröffentlicht. Wie bei den Vorgängern steht eine Person mit einer ganz speziellen Fähigkeit im Mittelpunkt. Wie haben uns das Spiel angesehen.
So eine Superkraft ist eine feine Sache, kann aber auch eine immense Verantwortung sein. Schließlich wissen wir nicht erst seit Spider-Man: aus großer Kraft folgt große Verantwortung. Und so ist die Kraft, die die junge Alex hat, eher Belastung als Gabe, und wird von ihr weitestgehend verschwiegen, um ein möglichst normales Leben zu führen.
Alex nimmt Emotionen anderer Menschen als farbige Auren wahr, kann diese nachempfinden, aufnehmen und auch manipulieren. Das macht sie zu einer Art Einzelgängerin, denn es ist tatsächlich nicht immer gut, gleich zu wissen, was das Gegenüber denkt oder fühlt. Alex ist einsam.
Dann kommt ein Lichtblick in ihr Leben, denn ihr Bruder Gabe, den sie seit Jahren nicht gesehen hat, lädt sie in das Städtchen Haven Springs, das liegt in Colorado, ein. Alex träumt von der Chance, endlich einen Neuanfang zu bekommen und so macht sie sich auch gleich auf den Weg. Und die Gemeinschaft in der Stadt nimmt sie herzlich auf und alles deutet darauf hin, dass Alex endlich ein schönes Leben führen kann, bis ihr Bruder, angeblich bei einem Unfall, ums Leben kommt.
Schnell wird Alex klar, dass es keineswegs ein Unfall war und dass der herzliche Empfang nur vorgetäuscht wurde. Haven Springs und seine Einwohner haben offenbar viele Geheimnisse. Und denen gilt es in diesem Point and Click Adventure auf den Grund zu gehen. Dafür bietet sich erstmal eine Erkundungstour durch das malerische Städtchen an, das hier mit viele Liebe zum Detail in Szene gesetzt wurde. Durch Dialoge mit ein Einwohnern und Finden von versteckten Hinweisen kommt man der Sache nach und nach näher.
Dank Alex spezieller Gabe, kann sie auch mit Gegenständen interagieren und ihre „Erinnerungen“ auslesen, was wiederum zu weiteren Möglichkeiten bei den Dialogen führen kann. Es lohnt sich also, alles genau unter die Lupe zu nehmen. Es gibt zwar die Möglichkeit, auch schneller ans Ziel zu kommen, bekommt dann allerdings nicht die komplette Story mit, und die lohnt sich.
Weitere Informationen kann man Alex Tagebuch, in denen sie ihre Emotionen niederschreibt, entlocken und auch ihr Smartphone bietet die eine oder andere nützliche Sache.
Hat der Spieler ein Kapitel abgeschlossen, bekommt er eine Statistik seiner Entscheidungen im Vergleich zum Rest der Welt. Sehr interessant.
„Life ist Strange: True Colors“ erzählt eine ebenso spannende wie emotionale Geschichte, die mir unheimlich gut gefallen hat. Die Steuerung ist völlig unkompliziert und geht sowohl auf der normalen Switch als auch mit der Switch Lite gut von der Hand. Die Grafik ist ein klasse und Stadt und Einwohner sind perfekt in Szene gesetzt. Es gibt kaum ein Spiel, das auf der Switch auch nur annähernd so gut aussieht. Der Sound ist vom Feinsten, das gilt für die atmosphärische Musik und die Geräusche ebenso wie für die sehr guten deutschen Sprecher. Dazu kommt ein ordentlicher Umfang, ein halbes Dutzend möglicher Enden, die zum erneuten Durchspielen motivieren. Ein großartiges Spiel, das sich auch in dieser Version unsere Höchstwertung verdient hat.