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Camilla Townsend ist eine US-amerikanische Historikerin, die auf die Erforschung der indigenen Kulturen Nord- und Lateinamerikas spezialisiert ist. Sie ist Professorin für Geschichte an der Rutgers University in New Jersey. Townsend hat mehrere Bücher über die indigenen Kulturen Nordamerikas geschrieben, darunter "Pocahontas and the Powhatan Dilemma" (2004), für das sie den Bancroft Prize erhielt, eine der renommiertesten Auszeichnungen für Geschichtsschreibung in den USA. In dem Buch untersucht sie das Leben von Pocahontas und die Beziehungen zwischen den Powhatan-Indianern und den englischen Kolonisten in der Frühgeschichte der britischen Kolonien in Nordamerika. Weitere Werke von Townsend sind "Malintzin's Choices: An Indian Woman in the Conquest of Mexico" (2006), das die Rolle von Malintzin, einer indigenen Dolmetscherin für Hernán Cortés, im Eroberungskrieg der Azteken behandelt, und "Fifth Sun: A New History of the Aztecs" (2019), das eine neue Perspektive auf die Aztekenkultur und ihre Beziehungen zu anderen indigenen Völkern in Mexiko bietet. Letztgenanntes Buch ist nun als deutsche Ausgabe bei C.H. Beck erschienen.

Im November 1519 kommt es zur weltberühmten Begegnung von Hernando Cortés mit dem Aztekenherrscher Moctezuma. Was damals passierte und was danach geschah, ist oft erzählt worden, aber vor allem so, wie die Spanier es uns präsentiert haben. Camilla Townsend stellt in ihrem glänzend erzählten, preisgekrönten Buch die faszinierende, vielschichtige Geschichte der Azteken konsequent aus deren eigener Perspektive dar.
Wir haben gelernt, dass die Schrift den Europäern gehörte. Doch nach der Ankunft der Spanier und unbemerkt von diesen nutzten die Azteken das lateinische Alphabet, um ihre Geschichte in ihrer Sprache Nahuatl selbst aufzuschreiben. Auf der Grundlage dieser Texte korrigiert Camilla Townsend unsere Vorstellungen von der aztekischen Kultur gewaltig. Anstatt den europäischen Stereotypen einer exotischen, blutrünstigen Gesellschaft zu folgen, zeichnet sie ein sehr viel menschlicheres Bild jener Indigenen, die sich selbst Mexica nannten. Sie macht auch deutlich, dass die Eroberung durch die Spanier weder eine Apokalypse noch der Ursprung der Mexikaner war. Denn das Volk der Mexica kapitulierte nicht einfach vor der spanischen Kultur und Kolonisierung. Stattdessen richteten sie ihre politischen Loyalitäten neu aus, übernahmen neue Technologien und hielten durch. Glänzend erzählt, erkundet dieses Buch die Erfahrungen eines einst mächtigen Volkes, das mit dem Trauma der Eroberung konfrontiert war und Wege fand zu überleben. 

Endlich ein Buch, dass die faszinierende Geschichte der Azteken aus deren Sicht erzählt, und nicht aus der der Eroberer. Dabei wird ein Bereich von 1299 bis 1630 abgedeckt. Und so gibt es einen völlig neuen Blick auf die so umfangreiche aztekische Kultur. Und der ist so ganz anders, als das, was uns bislang über dieses Volk erzählt wurde. Neben dem wunderbaren Schreibstil der Autorin Camilla Townsend kann ich auch die beiden Übersetzer Anna Leube und Wolf Heinrich Leube nur in den höchsten Tönen loben. Unbedingt lesen.

Hardcover / C.H. Beck / 412 Seiten / € 32.-