Joachim Gauck, geboren 1940 in Rostock, arbeitete dort bis 1989 als Pastor. Er war Mitinitiator des kirchlichen und öffentlichen Widerstandes gegen die SED-Diktatur, politisch aktiv als Sprecher des Neuen Forums in seiner Heimatstadt und sodann als Abgeordneter der ersten freien Volkskammer. Von 1990 bis 2000 war er Bundesbeauftragter für die Stasiunterlagen, von 2012 bis 2017 elfter Bundespräsident der Bundesrepublik Deutschland. Er erhielt zahlreiche Ehrungen und Auszeichnungen, u.a. den Hannah-Arendt-Preis, den Geschwister-Scholl-Preis, den Europäischen Menschenrechtspreis und den Ludwig-Börne-Preis. Seine Autobiographie »Winter im Sommer - Frühling im Herbst« erschien 2009 im Siedler Verlag. Helga Hirsch, geboren 1948, freiberufliche Publizistin, war unter anderem Korrespondentin der Wochenzeitung DIE ZEIT in Warschau. Für ihre Arbeit erhielt Helga Hirsch mehrere Auszeichnungen, etwa den deutsch-polnischen Journalistenpreis. Sie veröffentlichte zahlreiche Bücher, darunter »Gehen oder bleiben? Juden in Schlesien und Pommern 1945–1957« (2011) und »Endlich wieder leben. Die fünfziger Jahre im Rückblick von Frauen« (Siedler 2012). In Zusammenarbeit mit Joachim Gauck entstand dessen Autobiographie »Winter im Sommer, Frühling im Herbst«, die 2009 im Siedler Verlag erschien. Gemeinsam haben sie das Buch "Erschütterungen" verfasst, das nun im Siedler Verlag erschienen ist.
"Erschütterungen" ist ein bemerkenswertes Buch von Joachim Gauck, in dem der ehemalige Bundespräsident seine persönlichen Erfahrungen, Ansichten und Einsichten teilt. Diese tiefgründige Reflexion über das Leben und die Gesellschaft bietet dem Leser einen Einblick in die Gedankenwelt eines Mannes, der eine bedeutende Rolle in der deutschen Politik gespielt hat.
Ein zentrales Thema von "Erschütterungen" ist die Frage nach der Verantwortung jedes Einzelnen in der Gesellschaft. Gauck betrachtet die Herausforderungen, mit denen wir konfrontiert sind, sei es politisch, sozial oder ethisch, und ermutigt den Leser, seine eigenen Werte und Überzeugungen zu hinterfragen. Durch persönliche Anekdoten und historische Bezüge gelingt es Gauck, komplexe Themen auf eine zugängliche und nachdenkliche Weise zu behandeln.
Ein weiterer Aspekt, der "Erschütterungen" auszeichnet, ist Gaucks Fähigkeit, Hoffnung zu vermitteln. Trotz der kritischen Betrachtung einiger Probleme unserer Zeit zeigt er auch die Chancen und Potenziale auf, die darin liegen. Sein optimistischer Blick auf die Zukunft und sein Appell, dass jeder Einzelne eine aktive Rolle bei der Gestaltung der Gesellschaft spielen kann, sind inspirierend und ermutigend.
Die Sprache in "Erschütterungen" ist klar und prägnant. Gauck vermeidet komplizierte Fachausdrücke und verwendet eine allgemein verständliche Sprache, um seine Gedanken zu vermitteln. Das macht das Buch für eine breite Leserschaft zugänglich, unabhängig von politischem Hintergrund oder Fachwissen.
Ein kleiner Kritikpunkt ist, dass "Erschütterungen" an manchen Stellen etwas repetitiv sein kann. Einige Themen und Ideen werden mehrfach angesprochen, was das Lesevergnügen leicht beeinträchtigen kann. Dennoch schmälert dies nicht den Gesamtwert des Buches.
Insgesamt ist "Erschütterungen" eine inspirierende Lektüre, die zum Nachdenken anregt. Joachim Gauck bietet eine ehrliche und persönliche Perspektive auf die Herausforderungen und Möglichkeiten unserer Zeit. Das Buch regt dazu an, sich mit den eigenen Werten auseinanderzusetzen und die eigene Rolle in der Gesellschaft zu reflektieren. Für Leser, die an politischer und gesellschaftlicher Thematik interessiert sind, ist "Erschütterungen" eine lesenswerte Wahl, die zum Dialog und zur Selbstreflexion anregt.
Hardcover / Siedler Verlag / 240 Seiten / € 24.-