Angelos Chaniotis ist ein griechischer Althistoriker und Epigraphiker. Er wurde am 8. November 1959 in Athen geboren. Chaniotis studierte Geschichte an der Universität Athen und der Universität Heidelberg, wo er 1984 promoviert wurde. Anschließend war er als Wissenschaftlicher Assistent an der Universität Heidelberg, der Universität Zürich und der Universität Heidelberg tätig. 1999 wurde er Professor für Alte Geschichte an der Universität Oxford. Seit 2008 ist er Professor für Alte Geschichte und Klassische Philologie am Institute for Advanced Study in Princeton.
Chaniotis ist ein international anerkannter Experte für die Geschichte des Hellenismus. Er hat zahlreiche Bücher und Aufsätze zu diesem Thema veröffentlicht. Seine Forschungsschwerpunkte sind die griechische Kultur, Religion und Gesellschaft im Hellenismus. Er ist auch ein gefragter Redner und Gastprofessor an Universitäten auf der ganzen Welt.
Chaniotis wurde für seine Forschung mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet, darunter der Phönix-Orden der griechischen Republik, der Forschungspreis des Landes Baden-Württemberg und der Anneliese-Maier-Forschungspreis der Alexander von Humboldt-Stiftung. Sein neues Buch "Emotionen und Fiktionen" ist bei WBG Theiss erschienen.
»Singe den Zorn, o Göttin«, heißt es in Homers Ilias. Nicht der Krieg um Troja, sondern der Zorn treibt das große Epos an, hält die Kämpfer zusammen. Ein Gefühl. In der neuen, modernen Geschichtswissenschaft hat sich die Emotionsgeschichte als spannendes Fach etabliert. In seiner neuen, scharfsinnigen Geschichte der Emotionen bei den alten Griechen zeigt uns der große Althistoriker Angelos Chaniotis, welche Früchte solche Gefühle bis heute tragen.
Liebe und Hoffnung, Angst und Zorn. Fürsorge und Mitgefühl. Ja, auch der Ekel. Diese sieben Gefühle treiben Gemeinschaften seit der Antike an. Und schon in der Antike wurden sie eingesetzt, um die politischen Verhältnisse zu lenken. Als die Spartaner 371 v. Chr. von der Niederlage in Leuktra erfahren, befahlen die Ephoren den Witwen der gefallenen Soldaten, ihre Trauer schweigend zu ertragen - so berichtet Xenophon. Und: »Am nächsten Tag sah man die Angehörigen der Getöteten mit strahlenden und glücklichen Gesichtern umhergehen …«
Eindrucksvoll zeigt Althistoriker Angelos Chaniotis anhand der sieben Emotionen, wie mit Hilfe von Gefühlen Geschichten erfunden wurden, und wie wichtig diese Fiktionen für den sozialen Zusammenhalt waren. Wie die Geschichte der Spartaner nach Leuktra. Ein neues Interesse an Emotionen ist ausgebrochen, quer durch alle Geisteswissenschaften bis hin zur Alten Geschichte und Archäologie. Und indem wir anerkennen, wie stark sinnliche und emotionale Impulse unser Handeln beeinflussen, öffnet sich ein neues Feld der Analyse, das inzwischen durch zahlreiche neue altertumswissenschaftliche Studien untermauert worden ist. Chaniotis, der heute in Princeton am berühmten Institute of Advanced Study forscht, hat die neuesten Erkenntnisse für uns in seinem Buch »Emotionen und Fiktionen« zusammengetragen.
Kann man eine Geschichte auf einem Gefühl aufbauen? Wir wissen heute alle: ja, das kann man und wurde auch schon unzählige Male gemacht, ob in Literatur oder Filmen. Doch wie sah das in der Antike aus? Auch da gab es das schon, wie uns Autor Angelos Chaniotis in diesem Buch sehr unterhaltsam aufzeigt. Das ist fast spannender als ein guter Roman. Und es regt dazu an, bei der nächsten Letküre auch mal auf etwas anderes zu achten, nämlich welche Emotion der Autor in den Vordergrund setzt. Lohnt sich.
Hardcover / WBG Theiss / 224 Seiten / € 29.-